Erwerbslosendemonstration auf der Münchner Theresienwiese, Januar 1919

Die junge Republik stand im Winter 1918/19 vor großen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Im Zuge der Umstellung der Industrie auf Friedensproduktion und durch die militärische Demobilmachung drohte Massenarbeitslosigkeit. Hiergegen ergriffen die Revolutionsregierungen im Reich und in Bayern dirigistische Maßnahmen. Die Arbeitgeber wurden verpflichtet, Kriegsrückkehrer in ihre alten Arbeitsplätze zu übernehmen. Zusätzliche Linderung sollte auch der Achtstundentag bringen, der in Bayern am 13. November 1918 eingeführt wurde.

Trotzdem stieg die Arbeitslosigkeit auch in Bayern stark an und erreichte im Februar 1919 mit 1,1 Millionen Erwerbslosen ihren vorläufigen Höhepunkt. Diese erhielten zwar Erwerbslosenfürsorge, die aber aufgrund des Lebensmittelmangels und der hohen Schwarzmarktpreise kaum zum Überleben reichte. Dies destabilisierte die politische Situation im Januar und Februar 1919 in München maßgeblich. Links- und rechtsradikale Gegner der neuen politischen Ordnung versuchten, die Erwerbslosen für ihre Sache einzuspannen und agitierten gegen die baldige Überführung der Macht an einen demokratisch gewählten Landtag.

Am 7. Januar 1919 kam es bei einer Erwerbslosendemonstration auf der Theresienwiese zu Ausschreitungen. Dort hatten sich 4.000 Menschen versammelt und waren anschließend zum Ministerium für Soziale Fürsorge gezogen, um Minister Hans Unterleitner (1890-1971) ihre Forderungen nach Erhöhung der Erwerbslosenfürsorge zu unterbreiten. Nachdem die dortige Wache überrannt und das Gebäude gestürmt worden war, griffen die militärische Sicherheitswache und die Republikanische Schutztruppe ein und trieben die Menge mit Schüssen auseinander. Drei Menschen starben, acht wurden verletzt.

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