Wahlplakat der SPD, Ende 1918/Anfang 1919

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), seit 1917 zur Unterscheidung von den abgespaltenen Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) häufig auch Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) genannt, konnte seit ihrem erstmaligen Einzug in den bayerischen Landtag 1893 ihre Position kontinuierlich ausbauen. Auch während des Weltkrieges war ihr Ansehen in Bayern gewachsen. Daher konnten die Partei und ihr Landesvorsitzender Erhard Auer (1874-1945) darauf hoffen, bei der kommenden Landtagswahl ihr Ergebnis von 1912 noch zu verbessern. Deshalb drängte die MSPD nach der Revolution vom 7./8. November 1918 auch auf einen frühen Wahltermin, der schließlich auf den 12. Januar 1919 festgelegt wurde.

Im Wahlkampf konnte die MSPD auf breite Unterstützung seitens der Arbeiter und der Gewerkschaften zählen. Sie stilisierte sich als Partei der Stetigkeit, des Friedens und des "organischen" Wandels. In ihrem Wahlplakat setzte sie darauf, ihre Klientel anzusprechen und sich von der Bayerischen Volkspartei (BVP) und dem durch sie vertretenen politischen Katholizismus abzugrenzen. Am Ende verweist sie auf ihre Rolle in der Novemberrevolution und als Garant für eine gemäßigte Weiterentwicklung des neuen Staatswesens.

Bei den Landtagswahlen konnte sich die MSPD als einer der Sieger fühlen. Sie verbesserte sich um mehr als 13% und errang somit 33% der Stimmen. Mit 61 Sitzen wurde sie zweitstärkste Kraft nach der BVP im neuen Landtag. Da die BVP keine Ambitionen auf eine Regierungsübernahme signalisierte, bereitete sich die MSPD darauf vor, eine neue Regierung ohne die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) unter Kurt Eisner (1867-1919) zu bilden.

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