Flugblatt der USPD, Ende 1918/Anfang 1919

Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) wurde 1917 von Mitgliedern der SPD aus Enttäuschung über die Haltung der Partei zur Burgfriedenspolitik im Ersten Weltkrieg gegründet. Sie hatte lediglich in größeren Städten Bayerns einen Ortsverband und deren Mitglieder verfügten kaum über Wahlerfahrung. Da die Erfolgschancen für die Partei nach der Revolution vom 7./8. November 1918 noch sehr gering waren, versuchte Kurt Eisner (1867-1919) die Landtagswahlen hinauszuzögern. Er hoffte, erst einen größeren gesellschaftlichen Wandel herbeiführen zu können, bevor die Wahlen die Revolution vollenden würden. Er scheiterte aber an den Forderungen der Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) und einer Mehrheit der Räte im Land. Diese forderten die in der Freistaats-Proklamation vom 8. November versprochenen Wahlen ein.

Um im bayerischen Wahlkampf die Schwächen der Partei ausgleichen zu können, setzte die USPD einerseits auf lokale Kandidaten und ein Bündnis mit dem Bayerischen Bauernbund. Andererseits versuchte sie durch die Kandidatur Kurt Eisners den Amtsbonus ins Spiel zu bringen. Bei den Auftritten Eisners im Land fuhr er im Dienstwagen mit Fahrer vor und versuchte so die Bevölkerung auf dem Lande zu beeindrucken. Das hier gezeigte Flugblatt feiert die Erfolge der Regierung und der Revolution als Leistung der USPD, eine Interpretation, die vor allem seitens der MSPD stark kritisiert wurde.

Die Landtagswahlen am 12. Januar und 2. Februar 1919 gingen für die USPD verheerend aus. Sie erreichte 2,5% der Stimmen und stellte somit nur drei Mandate im neuen Landtag. Eine weitere Regierungsbeteiligung schien daher unmöglich und zwang Eisner, seinen Rücktritt vorzubereiten. Nach seiner Ermordung am 21. Februar 1919 stellte die USPD noch zwei Minister im neuen Kabinett Hoffmann. Sie schieden aber bei der Ausrufung der Räterepublik am 7. April aus.

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