Besetzung Rosenheims durch Regierungstruppen, Freikorps und Volkswehren, Anfang Mai 1919

Die Revolutionszeit in Rosenheim war verworren: Die Mehrheit der Rosenheimer wählte Anfang 1919 bürgerliche Parteien. Bürgermeister war seit dem 22. Februar 1919 der mehrheitssozialdemokratische Gewerkschaftssekretär Karl Göpfert (geb. 1871). Dessen Absetzung strebte der radikale Anführer des Soldatenrates Guido Kopp (1896-1971) an. Während Kopp auf die Unterstützung von Arbeitern aus umliegenden Fabrikorten wie Kolbermoor zählen konnte, standen die Bauern der Umgebung auf Seiten der Bürger.

Nach Ausrufung der Räterepublik am 5. April eskalierte die Situation. Während Kopp und die MSPD weiterhin um die Macht stritten, ging das bürgerliche Lager am 13. April in der Annahme des Endes der Münchner Räteherrschaft gegen Kopp vor. Es gelang den Bürgerlichen, die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen; kurze Zeit später wurde Rosenheim erneut von Roten Truppen besetzt. Am 1. Mai rückten schließlich Weiße Truppen in Rosenheim ein. Deren Befehlsstelle wurde im Hotel Wendelstein eingerichtet. Die Fotografie, die dieses Hotel und eine MG-Stellung zeigt, suggeriert zwar eine unmittelbare Bedrohungslage. Es handelt sich dabei allerdings um eine nachträglich gestellte Szene. Tatsächlich blieb Rosenheim von direkten Kampfhandlungen verschont. In der unmittelbaren Umgebung kam es allerdings zu schweren Gefechten zwischen den Truppen Kopps und Freikorps.

Nach ihrer Niederlage zogen sich die Roten Truppen in die Arbeiterhochburg Kolbermoor zurück, wo die Räteherrschaft in Bayern am längsten aufrechterhalten werden konnte. Erst am 3. Mai kapitulierte Kolbermoor vor den Weißen Truppen, die den Ort vollkommen eingeschlossen hatten. Trotz der gewaltlosen Übergabe Kolbermoors gingen die Weißen Truppen bei der Besetzung des Ortes mit großer Brutalität gegen die Anhänger der Räterepublik vor.

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