Heinrich Hoffmann, Ein Jahr bayrische Revolution im Bilde, 1919 (Photobericht Hoffmann)

Im Herbst 1919 erschien in einer Auflage von 10.000 Stück die 32-seitige Broschüre "Ein Jahr bayerische Revolution im Bilde". Die mit 130 Schwarz-weiß-Abbildungen versehene Propagandaschrift, die schnell vergriffen war und bereits Anfang Januar in einer gleich großen, zweiten Auflage nachgedruckt wurde, stellt eines der wirkmächtigsten zeitgenössischen Rezeptionswerke zur Revolutionszeit in Bayern dar. Es steht am Anfang antirevolutionärer Propaganda rechter und rechtsextremer Kreise. Nicht nur ist die Auswahl der darin abgedruckten Illustrationen pointiert, zahlreiche der verwendeten Bilder sind darüber hinaus gestellt oder nachbearbeitet.

Urheber dieses "Photoatlasses" war der gebürtige Fürther Pressefotograf Heinrich Hoffmann (1885-1957), der 1909 in München ein Porträtstudio eröffnete und in späterer Zeit wichtigster Bildberichterstatter für Adolf Hitler (1889-1945) und die NSDAP werden sollte. In seiner einseitigen und offen antisemitischen Darstellung beschreibt Hoffmann die Revolutionszeit als Periode, die sich ausschließlich im Chaos erschöpfte. Während die demokratischen Errungenschaften der Revolution so gut wie keine Erwähnung finden, wird die Eskalation der Ereignisse im Frühjahr 1919 ausführlich thematisiert, wobei eine bewusste Verwischung der Revolution vom 7. November 1918 und der Münchner Räterepublik erfolgt. Auf der einen Seite stehen dabei die mordenden und das Land ins Chaos stürzenden Exponenten der Revolution, auf der anderen Seite die ordnungsstiftenden reaktionären Angehörigen von Reichswehr und Freikorps.

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