Das keltische Oppidum von Manching

Besonders im 2. Jahrhundert v. Chr. begannen die Kelten stadtartige Siedlungen, sog. Oppida, zu errichten. Eine der am besten erforschten Anlagen zwischen Ungarn und Frankreich ist die Siedlung von Manching, die seit 1955 durch großflächige Grabungen systematisch erschlossen wurde. Oppida waren regelmäßig bebaut und boten Platz für mehrere tausend Menschen. Das Zusammenleben und die Versorgung waren nur durch neue soziale und wirtschaftliche Strukturen möglich. Hierzu zählt die Herausbildung von Handwerk, das auf Überproduktion ausgerichtet war. Eisenprodukte, Glas, Töpferwaren und Nahrungsmittel wurden in Arbeitsteilung in großem Umfang produziert und überregional abgesetzt.

Im Gegensatz zu anderen befestigten Siedlungen lag Manching nicht auf einem Bergplateau, sondern in der Ebene des Ingolstädter Beckens. Das Oppidum befand sich in besonders verkehrsgünstiger Lage, denn südlich der Donau führte eine Ost-West-Verbindung durch die Siedlung. Im Norden befand sich wohl ein Hafen an einem heute verlandeten Donaualtarm. Umgeben war Manching von einer 7 km langen Stadtmauer, die anfangs in Fachwerkbauweise ("Murus Gallicus"), später als Pfostenschlitzmauer ausgeführt war und eine komplexe Toranlage besaß. Das Oppidum umfasste ein Areal von ca. 380 ha. Das Umland wurde landwirtschaftlich genutzt, wobei auch nahe Sumpferzvorkommen genutzt wurden.

Über die Besiedlung Manchings, die von Ende des 4. bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. andauerte, geben zahlreiche Befunde und Funde Auskunft: Für den zentralen Bereich kann ein weit verzweigtes Straßennetz nachgewiesen werden. An diesen Straßen befanden sich eingezäunte Gehöfte mit Wohn- und Wirtschaftsbauten. Auch Handwerkerviertel und ein Heiligtum wurden entdeckt. Die kultische Bedeutung heben u.a. die Funde von Fragmenten eines großen eisernen Pferdestandbildes und eines vergoldeten Kultbäumchens hervor.

Waffen, Importe (z.B. Wein, Geschirr) und die Umsetzung südlicher Vorbilder (z.B. Münzprägung) lassen auf enge Kontakte zum mediterranen Raum schließen. Funde von Münzen und entsprechendem Prägewerkzeug verweisen auf einen geregelten Handel. Die spezialisierte Verarbeitung verschiedener Rohmaterialien (z.B. Metall, Bernstein, Holz, Knochen, Glas, Sapropelit, Leder) machten Manching zu einem überregionalen Produktions- und Verteilerzentrum.

Das Ende Manchings belegen u.a. der Abbruch von Importen und die verminderte Größe der Gehöfte, wohl ein Verweis auf den zunehmenden Bevölkerungs- und Bedeutungsrückgang.

Die anderen Fundgruppen der "Archäologischen Funde aus Manching" in bavarikon

>> Die Funde sind Teil der "Archäologischen Funde aus Manching" des Bestandes "Archäologische Funde" der Archäologischen Staatssammlung München.