Manching und Oberstimm in der Römerzeit

Nach dem Zusammenbruch von Wirtschaft und Handel um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. verödete das keltische Manching langsam. Nicht direkt an der Stelle des Oppidums, sondern etwas weiter westlich davon errichteten die Römer um 45/50 n. Chr. das Kastell Oberstimm. Es wurde an der Kreuzung zweier wichtiger Verkehrswege angelegt: Die Süd-Nord-Verbindung führte vom Voralpenland über die Donau, die West-Ost-Verbindung oder Donau-Süd-Straße folgte dem früheren keltischen Weg südlich des Flusses und führte durch das heutige Manching.

Das Lager war zu Beginn ca. 1,4 ha groß. Die Westfront war durch die Brautlach und einem einfachen Graben, die restlichen drei Seiten mit Doppelgräben geschützt. Die Wehranlage bestand aus einer Holz-Erde-Mauer. Die Innenbebauung dieser ersten Phase war aus Holz errichtet worden. Die Besatzung setzte sich aus einem gemischten Verband von Legionären und Hilfstruppensoldaten zusammen.

In der Umgebung des Kastells entstand ein Lagerdorf (Vicus) mit Handelsplatz, im Westen davon ein Brandgräberfriedhof. Während des Dreikaiserjahres (69/70 n. Chr.) wurde das Kastell vermutlich aufgegeben und dann bis in die 80er Jahre mit nur einer kleinen Einheit besetzt. In der anschließenden zweiten Phase wurden die Zentralbauten mit Steinfundamenten errichtet und das Kastell auf 1,66 ha vergrößert. Die Besatzung bestand nun aus einer Reitereinheit.

Mit der Festlegung des Limes als Nordgrenze wurde das Kastell nicht mehr benötigt. Das Militär zog in den 20er Jahren des 2. Jahrhunderts ab, der Vicus blieb weiterhin bestehen.

Zur Nutzung des früheren Oppidum-Bereichs in römischer Zeit gibt es einige wenige Hinweise aus dem 2. und 3. Jahrhundert. An der Donau-Süd-Straße entstand ein kleiner Vicus, möglicherweise mit Straßenstation im Zentrum des Ringwalls. Bauspuren davon sind jedoch archäologisch nur schwer von den keltischen zu trennen, da man in römischer Zeit die Gebäude in der gleichen Pfostenbauweise ausführte wie in keltischer. Die Siedlung wird mit Vallatum identifiziert, einem Stationsort, welcher im Itinerarium Antonini und in der Notitia Dignitatum überliefert ist. Innerhalb des Ringwalls belegen u.a. Brandgräber und Depotfunde die römische Anwesenheit.

Neben einem Eisengerätedepot, kamen auch der Manchinger Silberschatz und ein Depot aus Waffen, Rüstungsteilen und verschiedenen Gerätschaften zutage. Es handelt sich um Versteckfunde, welche mit der Krise um die Mitte des 3. Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden können.

Die anderen Fundgruppen der "Archäologischen Funde aus Manching" in bavarikon

>> Die Funde sind Teil der "Archäologischen Funde aus Manching" des Bestandes "Archäologische Funde" der Archäologischen Staatssammlung München.