Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Eußenheim, Gde. Eußenheim, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken (ca. 6.-7. Jh.)

Eußenheim (Lkr. Main-Spessart) liegt in einer siedlungsgeographisch günstigen Lage im Werntal. Das Reihengräberfeld befindet sich in Hanglage oberhalb der dazugehörigen Siedlung in der Flur "Hinterdorf". 1994/95 wurde beschlossen, den westlichen Teil des Gräberfeldes auszugraben, da aufgrund von Bewirtschaftung und Bebauung immer wieder Skelettreste und Keramik geborgen wurden.

Es konnten 100 Bestattungen freigelegt werden. Außerdem wurden drei Pferde und ein Hund gefunden. In den Gräbern lagen Frauen, wie zahlreiche Funde von Perlen belegen. Der Glaswirtel (Teil einer Handspindel) aus Grab 14 wurde von der Verstorbenen am Gürtelgehänge getragen. Die große und mit aufwendiger Millefiori-Technik (Millefiori: bunte Glassteinchen) hergestellte Perle unterstrich den Status ihrer Trägerin.

Anhand typischer Perlenkombinationen lassen sich einzelne Ensembles heute recht präzise datieren und erlauben es, Grabfunde über große Distanzen hinweg zu parallelisieren: Ketten mit vielen winzigen schwärzlichen Perlen sind typisch für das mittlere bis späte 5. Jahrhundert. Viele opake doppelkonische Perlen in Gelb, Orange und Weiß deuten auf eine Entstehung im mittleren 7. Jahrhundert hin. Streifenverzierte Reticellaperlen und Millefioris mit Blütenmustern, sowie gelb-rote Perlen mit Schleifen- und Punktauflagen stammen aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts.

Im Fundmaterial von Eußenheim dominieren gelb-rote Perlen mit Auflagen, die typisch für das 6. Jahrhundert sind, sowie gelb-orange und weiße Perlen, die in das 7. Jahrhundert datiert werden können.

Welchen Wert man Glasperlen im Frühmittelalter beimaß, zeigen gut dokumentierte Befunde zum Grabraub. Bei späteren Graböffnungen wurden nämlich oft die großen, bunten und technisch aufwendig gestalteten Perlen entwendet und die kleinen, einfarbigen im Grab zurückgelassen.

Auch in Eußenheim sind viele Gräber bereits in antiker Zeit gestört bzw. beraubt worden. Mit Sonden, deren Einstichlöcher noch bei der Ausgrabung festgestellt werden konnten, und Schächten suchte man nach wertvollen Beigaben der Toten.

>> Diese Funde sind Teil der "Gräberfelder und Bestattungen aus Bayern" des Bestandes "Archäologische Funde" der Archäologischen Staatssammlung München.