Emblembücher der Dombibliothek Freising
Als intermediale Gattung ist das Emblem eine Kombination von Bild und Text, die innerhalb der Buchemblematik zwei- oder mehrteilig gestaltet werden kann.
Wesentliches Merkmal eines Emblems ist dabei die Spannung oder auch Rätselhaftigkeit, die sich zwischen den Textteilen, insbesondere dem Motto, und dem Bild entwickelt. Die dreigliedrige Form, bestehend aus zwei Textteilen (Motto, subscriptio) und einem Bild (pictura), kann mit Henkel und Schöne (1967) als Grundform angesehen werden. Sie erlangte jedoch vor dem Hintergrund der reichhaltigen Geschichte der Emblematik niemals idealtypische Qualität.
Die Gattung der Buchemblematik erfreute sich seit dem "ersten Emblembuch" aus dem 16. Jahrhundert, den 1531 in Augsburg erschienenen "Emblemata" des Andrea Alciato (1492-1550), großer Beliebtheit. Sie verlor im 18. Jahrhundert an Bedeutung.
Die Emblembücher der Dombibliothek Freising umfassen über 220 Embleme aus zehn Titeln des 17. bis 20. Jahrhunderts. So ist beispielsweise der Titel "Lieblich rüchende CENTIFOLIA" aus dem Jahr 1709, eine anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Bruderschaft vom Hl. Altarsakrament bei St. Peter in München edierte und mit Sinnbildern versehene Predigtsammlung, aus zwei Gründen heraus von besonderem Interesse: Zum einen befindet sich das Werk am literaturgeschichtlich bedeutsamen Grenzrain zwischen reiner 'Buchemblematik' und sog. 'außerliterarischer Emblematik'. Zum anderen weist das Werk eine Ansicht der Stadt München aus der Zeit um 1700 auf, weshalb die CENTIFOLIA auch aus stadt- bzw. kulturgeschichtlicher Perspektive eine herausragende Stellung einnehmen.
Judith Frankhäuser-Kandler / Johannes Kandler
>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Dombibliothek Freising.