Landesaufnahmen der Frühen Neuzeit

Was sind Landesaufnahmen?

Landesaufnahmen entstanden seit dem 16. Jahrhundert im amtlichen Auftrag. Sie kombinierten typischerweise Karten mit Texten und beschrieben ein ganzes Territorium (oder nennenswerte Teile davon). Die Karten basierten auf mehr oder weniger intensiven Vermessungen, auch auf Recherchen in Verwaltungsunterlagen und Befragungen ortskundiger Leute. Die Textteile führten zumeist die Außengrenzen an, zudem die administrative Binnengliederung und topographischen Charakteristika; sie waren oft mit Tabellen und Listen angereichert. Landesaufnahmen waren häufig nur für den internen Gebrauch bestimmt und gelangten deshalb selten zum Druck. Die zugehörigen Kartenwerke weisen i.d.R. große Maßstäbe auf und berücksichtigen die Besiedlung vollständig.

Eine der bekanntesten und detailliertesten Landesaufnahmen stellt die Arbeit Philipp Apians (1531-1589) dar, der bis 1561 systematisch das Herzogtum Bayern (Ober- und Niederbayern) vermaß. Das Ergebnis dieser Landaufnahme bildete die sogenannte "Große Karte". 1568 wurde die Apiansche Landesaufnahme als "Bayerische Landtafeln" gedruckt.

Warum und wozu entstanden Landesaufnahmen?

Der Autoritätsanspruch mittelalterlicher Herrscher bezog sich zunächst eher auf Personengruppen als auf bestimmte Räume. Deshalb zeigen Karten am Ende des Mittelalters in der Regel noch keine linearen Grenzen, sondern weisen eher Grenzzonen aus. Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts setzte sich aber in den meisten Teilen des Reichs das Ideal vom Herrschaftsgebilde als fest umgrenzte Fläche durch. Die detaillierten Abgrenzungen der frühneuzeitlichen Landesherrschaften zu den jeweiligen Grenznachbarn wurden meist in den Jahrzehnten nach 1500 erarbeitet. Dieser Prozess war oft mühsam, teuer und langwierig; ihm folgte daher für gewöhnlich die (Neu-)Markierung mit Grenzsteinen und eine textmäßige Beschreibung des Grenzverlaufs. Die Kartierung und Beschreibung des solchermaßen abgegrenzten Territoriums bildete den nächsten logischen Schritt.

Landesaufnahmen wurden zur Verwaltung und Dokumentation von Herrschaft benötigt und verwendet. Denn sie stellten alle aus der Sicht ihres Auftraggebers vorliegenden Besitz- und Herrschaftsrechte innerhalb der zugehörigen Grenzen dar. Die Karten und Texte der Landesaufnahmen kamen daher bei zahlreichen frühneuzeitlichen Jurisdiktionsstreitigkeiten zum Einsatz. Solche konnten sich etwa um Forst- oder Jagd-, Gerichts- oder Geleitsrechte in bestimmten Gebietsabschnitten drehen.

Landesaufnahmen im bayerischen Raum

Drei frühe Beispiele sind die Pfalz-Neuburgische Landesaufnahme (1579/84-1604), die Landesaufnahme der Markgrafschaft Burgau (ca. 1613) und die Erfassung eines Teils des Hochstifts Bamberg (1579-1608). Die zugehörigen Kartenwerke, nicht aber die korrespondierenden Textteile, sind nun erstmals in digitaler Form durch das Portal bavarikon zugänglich. Transkriptionen zu den Textteilen der Pfalz-Neuburgischen Landesbeschreibung finden sich jedoch hier: https://www.heimatforschung-regensburg.de/3074/.

Die Textbeschreibungen zur pfalz-neuburgischen wie auch bambergischen beiden Landesaufnahmen werden in den jeweils zuständigen staatlichen Archiven Bayerns verwahrt.

Sarah Hadry

Die Landesaufnahmen der Frühen Neuzeit in bavarikon

>> "Landesaufnahmen der Frühen Neuzeit" ist ein Projekt der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns. Diese Sammlung vereint Einzelstücke aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv Amberg, dem Staatsarchiv Augsburg, dem Staatsarchiv Bamberg, dem Diözesanarchiv Eichstätt, dem Stadtarchiv Kronach, dem Staatsarchiv Nürnberg, der Bayerischen Staatsbibliothek, der Staatsbibliothek Bamberg und dem Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg.