Die Landesaufnahme des Hochstifts Bamberg durch Peter Zweidler, 1597-1608

In den Jahren 1597-1608 zeichnete der aus dem bambergischen Amtsort Teuschnitz stammende Kartograf Peter Zweidler (1570-1613) insgesamt 25 verschiedene Karten des Hochstifts Bamberg. Er begann dieses Unternehmen wahrscheinlich auf direkte Initiative Bischof Neithards von Thüngen (reg. 1591-1598) und setzte es nach dessen Tod unter dem neuen Landesherrn Johann Philipp von Gebsattel (reg. 1599-1609) fort. Vorrangiges Ziel der Hochstiftsverwaltung war einer Ergänzung der 1565 begonnenen und um 1600 erneuerten deskriptiven Amtsbeschreibungen.

Die Karten Zweidlers, der sich selbst als chorograph vnd landmeßer bezeichnete, lassen sich in drei thematische Gruppen einteilen: An erster Stelle sind die Ämterkarten zu nennen, großflächige Abrisse der kartografierten Ämter, deren Gebiet möglichst vollständig abgebildet werden sollte. Sie sind als der eigentliche Kern der Landesaufnahme zu betrachten. Auf diese Weise konnten zwölf von ca. 40 Ämtern erfasst werden. Dazu kamen Zeichnungen von Grenzgebieten, deren Entstehungsgrund oftmals auf Grenzstreitigkeiten mit benachbarten Territorien zurückzuführen ist. Die dritte - hier nicht durch Digitalisate vertretene - thematische Gruppe der Werke Zweidlers betraf schließlich die Residenzstadt Bamberg und den östlich liegenden Hauptsmoorwald. Seine bekannteste Karte, ein Grvndtlicher Abriss der Statt Bamberg von 1602 sicherte ihm "seinen Ruhm über die Jahrhunderte". Die nicht vollendete Landesaufnahme ist im Zusammenhang einer Herrschaftsintensivierung der Bamberger Bischöfe zu sehen, wie sie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts festzustellen ist. Ziel dieser Maßnahmenkombination aus deskriptiver Amtsbeschreibung und kartografischer Gebietserfassung war die Erhebung aller relevanten Informationen über das Hoheitsgebiet zur Erweiterung des eigenen Regierungs- und Handlungspotentials. Gerade im Kontext der sich intensivierenden frühneuzeitlichen Gesetzgebung war das Wissen über die Verhältnisse vor Ort von grundlegender Bedeutung, um angemessen das eigene fürstliche Selbstverständnis erfüllen zu können.

Über ihren eigentlichen Zweck hinaus geben die - zum Teil kolorierten - Karten wichtige Informationen zur Kulturlandschaft, zu Wirtschaftsformen, zum Siedlungsbestand, zu Gewässerverläufen und Wegen. Von den hier präsentierten achtzehn Karten Zweidlers befinden sich heute zwei Drittel im Staatsarchiv Bamberg, drei in der Staatsbibliothek Bamberg, zwei im Staatsarchiv Nürnberg sowie eine im Stadtarchiv Kronach.

Johannes Staudenmaier

Die anderen "frühneuzeitlichen Landesaufnahmen" in bavarikon

>> "Landesaufnahmen der Frühen Neuzeit" ist ein Projekt der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns. Diese Sammlung vereint Einzelstücke aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchivs, dem Staatsarchiv Amberg, dem Staatsarchiv Augsburg, dem Staatsarchiv Bamberg, dem Diözesanarchiv Eichstätt, dem Stadtarchivs Kronach, dem Staatsarchiv Nürnberg, der Bayerischen Staatsbibliothek, der Staatsbibliothek Bamberg und dem Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg.