Mitglieder

Die Mitgliedschaft war zu Beginn nicht streng geregelt und basierte auf persönlicher Einführung. Der Journalist und Schriftsteller Julius Grosse (1828-1902) erinnert sich: "Um Paul Heyse [1830-1914] scharte sich bereits eine Anzahl anderer, Fremder wie Einheimischer, die bisher keinen rechten ihnen zusagenden Anhalt gefunden hatten [...]. Wir kamen Sonntag nachmittags im Café zur Neuen Stadt München in der Kaufingerstraße zusammen, um einige Stunden literarische Freimauerei zu treiben." (Julius Waldemar Grosse, Ursachen und Wirkungen, 1896) Es war der Versuch, die lokalen Schriftstellergrößen mit den zugezogenen "Nordlichtern" zusammenzubringen (5. November 1856); noch war man von der Gründung der offiziellen Dichtergesellschaft "Das Krokodil" im Winter 1857 entfernt.

Erst 1862 gab man sich ein Statut, das die Aufnahme neuer Mitglieder regelte. Diese sollte auf Vorschlag eines Mitglieds erfolgen, der Kandidat wurde zuvor eingeladen, die endgültige Entscheidung fiel durch einstimmige Ballotage, wobei die Zustimmung nicht anwesender Mitglieder eingeholt werden musste. 1863 kam es zur Verabschiedung folgender Bestimmungen:

"§ 1. Einzuführende Gäste sollen an einem vorgängigen Versammlungsabend der Gesellschaft angemeldet werden, welche die Einführung ablehnen kann. Von dieser Anmeldung kann nur dann Umgang genommen werden, wenn der kurze Aufenthalt des Einzuführenden sie unmöglich macht; in diesem Fall soll der Gast bei dem Präsidenten event[uell]. bei dem Vizepräsidenten angemeldet werden.

§ 2. Gäste dürfen die beiden ersten Male ihres Erscheinens keine Vorträge halten, ausgenommen durchreisende literarische Notabilitäten und solche Schriftsteller, von denen früher in ihrer Abwesenheit literarische Erzeugnisse in der Gesellschaft vorgetragen und beiläufig aufgenommen wurden."

Zu den Mitgliedern zählten die unterschiedlichsten Berufsgruppen, darunter vor allem Schriftsteller, Gymnasial- und Universitätsprofessoren sowie Privatgelehrte. Einen kleineren Prozentsatz machten die Journalisten, Regisseure und Intendanten, schreibenden Offiziere und Juristen aus. Ehrenmitglieder gehörten ebenso dazu wie Gäste. Die Gründungsmitglieder der "Krokodile" umfassen folgende Namen: die Schriftsteller Friedrich Bodenstedt (1819-1892), Felix Dahn (1834-1912), Emanuel Geibel (1815-1884), Wilhelm Hemsen (1829-1885), Paul Heyse (1830-1914), Hermann Lingg (1820-1905), Melchior Meyr (1810-1871); die Gelehrten Moritz Carrière (1817-1895), Sigmund Lichtenstein (1822-1881), Karl von Lützow (1832-1897), Adolf Zeising (1810-1876); den Juristen Leonhard Hamm (1849-1880). Die seit Anfang 1858 geführten Protokoll- und Rechungsbücher der "Krokodile" nennen für die Anfangszeit rund 30 ordentliche Mitglieder. Der Idealtypus der "Krokodile" war der Dichter, der zugleich einem akademischen Beruf nachging.

Auch gab es für viele Mitglieder eine interne Namensgebung, die eine verbindende Funktion hatte und an den Namen der Dichtervereinigung anknüpfte: Bodenstedt hieß 'Apis', Dahn 'Gnu', Geibel 'Flußkrokodil', Hemsen 'Scarabäus', Wilhelm Hertz (1835-1902) 'Werwolf', Heyse 'Eidechs', Heinrich Leuthold (1827-1879) 'Alligator', Lingg 'Teichkrokodil', Meyr 'Ibis', Grosse 'Ichneumon', Max Beilhack (1835-1885) 'Nashorn', Carrière 'Schiff der Wüste', Karl Lemcke (1831-1913) 'Hyäne', Lichtenstein 'Nilpferd', Lützow 'Biber' und Karl Woldemar Neumann (1830-1888) 'Schwertfisch'. All dieses Getier tummelte sich um den "Heiligen Teich" herum, wie die "Krokodile" nach dem Scherzgedicht von Hermann Lingg "Das Krokodil zu Singapur" ihren Versammlungsort nannten. Ob diese Metaphorik im Namen eine tiefere Bedeutung hatte oder nur eine humoristische Komponente beinhaltete, die im allgemeinen Exotismus der Zeit fußte, kann nicht entschieden werden.