Texte über einzelne „Krokodile“

Die Bedeutung von Paul Heyse (1830-1914) und Emanuel Geibel (1815-1884) für die "Krokodile" kann gar nicht genug ermessen werden. Persönliche Würdigungen des Journalisten und "Krokodil"-Dichters Julius Grosse (1828-1902) sowie Presseausschnittsammlungen des Münchener Literatur- und Kunsthistorikers Hyacinth Holland (1827-1918) geben darüber zahlreich Aufschluss.

Nach dem Scheitern der Verständigung zwischen "Neumünchen" und "Altmünchen" - zwischen den durch monarchische Protektion nach München berufenen Dichtern und Schriftstellern ("Nordlichter") und ihren einheimischen Gegnern - oblag es Heyse, eine Dichtergruppe zu schaffen, die die Widerstände auf beiden Seiten aufhob. Nach dem Vorbild der Berliner Vereinigung "Tunnel über der Spree", deren Mitglieder Heyse und Geibel waren, sollte dieser neue Kreis entstehen. Geibel allerdings stand dem "Tunnel" kritisch gegenüber, weshalb er sich gegen die Idee aussprach, letztlich aber gegen Heyse nicht durchsetzen konnte.

Sein eigener Einfluss blieb für die "Krokodile" dennoch maßgebend: In der Zeit des ersten Aufschwungs führte Geibel ein strenges Regiment und gab dem Kreis nach außen hin ein geschlossenes Ansehen. "Der Respect vor ihm und die Wucht seiner Persönlichkeit lähmten das freie Urtheil, das ohnehin noch immer befangen genug war", stellte mit einiger Distanz sein Freund und Kollege Heyse fest (Paul Heyse, Jugenderinnerungen und Bekenntnisse, 1901).

Presseausschnittssammlungen

Andere Gestalten wie die Dichter Hermann Lingg (1820-1905) und Melchior Meyr (1810-1871) wurden von Geibel entweder protegiert oder fielen in dessen Ungnade. Während ersterer durch sein dichterisches Können den "Dichterpapst" überzeugen konnte, so dass dieser sich für ein fixes Jahresgehalt bei König Max II. (1811-1864) für ihn einsetzte, hob letzterer sich durch sein vermeintliches Unvermögen hervor: "Er ist mehr Philosoph als Dichter", war Geibels kurzes Urteil, was zur Folge hatte, dass Meyr nicht mehr beim König reüssieren konnte. Preiskritiken zum Linggschen Gedicht geben demgegenüber Einblick in die Dichtkunst des wegen seiner "Inkorrektheiten" bei den Naturalisten beliebten Epigonen Hermann Lingg und streichen dessen besondere Singularität unter den "Krokodil"-Lyrikern heraus.

Ein anderer Fall war der Schriftsteller und Übersetzer Friedrich Bodenstedt (1819-1892). Er fand bei Geibel und Heyse gleichermaßen kein Gefallen. Der Komponist Robert Freiherr von Hornstein (1833-1890), seit 1861 Ehrenmitglied der "Krokodile", erinnerte sich:

"Die beiden Anführer der Dichtertruppe, Geibel und Heyse, behandelten ihn schlecht. Bodenstedt revanchierte sich, indem er sich mit einem besonderen Kreis von Verehrern umgab. Seine Mithelferin war seine Frau Mathilde, als 'Edlitham' in seinen Gedichten gefeiert. Da seine Berühmtheit, was Breite betrifft, nicht geringer war als die seiner beiden Gegner, so wurde er von allen Schöngeistern beiderlei Geschlechts aufgesucht. Frau Edlitham nagelte sie dann fest durch Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit. Der Lyriker und der Novellist übergossen ihn dann wieder gelegentlich mit Spott, den ihnen Bodenstedt wiederum recht leicht machte, indem er mit seiner mehr als naiven Eitelkeit die schönsten Breitseiten darbot. Manches wurde ihm auch nacherzählt, was wohl sehr übertrieben, wenn nicht ganz erfunden war." (Robert von Hornstein, Memoiren, 1908)

Dessen ungeachtet sollte Bodenstedt - wie auch Lingg und natürlich Heyse und Geibel selbst - den Ruhm unter den "Krokodilen" gewinnen, der ihm nach damaliger zeitgenössischer Auffassung zustand.

Persönliche Würdigungen