Ludwig Laistner

Der in Esslingen am Neckar geborene Ludwig Laistner (1845-1896) studierte 1863-1867 Theologie in Tübingen. 1870 ließ er sich aufgrund eines Herzleidens vom Vikariat beurlauben und wurde Hauslehrer und Privatgelehrter in München. Dort schloss er sich dem Dichterkreis um Emanuel Geibel (1815-1884) an und wurde ab 1872 Mitglied bei den "Krokodilen". Laistner trat dort hervor als Übersetzer beim "Novellenschatz des Auslandes" von Paul Heyse (1830-1914), schrieb Artikel für dessen "Neues Münchener Dichterbuch" (1882) und wurde Mitherausgeber des 24-bändigen "Neuen Deutschen Novellenschatzes" (1884-87). Unter dem Einfluss seines Freundes und Kollegen bei den "Krokodilen" Wilhelm Hertz (1835-1902) wandte sich Laistner immer mehr auch der Sagenforschung zu.

Besonders hervorzuheben sind seine Übertragungen mittellateinischer Vagantenlieder unter dem Titel "Golias" (1879) sowie seine Erforschungen zur Sagendichtung: Aufsteigende Nebel z.B. werden von ihm als das Kochen der Zwerge interpretiert ("Nebelsagen", 1879). Zu seinen eigenen Schöpfungen sind u.a. sein episches Gedicht "Barbarossas Brautwerber. Eine Wirtemberger Sage" (1875) und die "Novellen aus alter Zeit" (1882) zu nennen.

1889 wurde Ludwig Laistner als erster literarischer Berater des Cotta-Verlags nach Stuttgart beordert, wo er u.a. die 36-bändige Ausgabe der Werke Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) und die sechsbändige der Werke Friedrich Rückerts (1788-1866) besorgte. Darüber hinaus veröffentlichte er Rezensionen für die Augsburger Allgemeine Zeitung.

Zum Digitalisat