Melchior Meyr

Melchior Meyr (1810-1871), Sohn des begüterten Bauernpaares Johann Georg (geb. 1786) und Anna Margareta Meyr (1787-1867), zeigte schon während seiner Schulzeit in Nördlingen eine Neigung zu Dichtung und Philosophie. Nach dem Besuch des Ansbacher Gymnasiums und St. Anna-Gymnasiums in Augsburg ging er 1829 an die Universität München, um Philosophie zu studieren. Im Dezember 1831 schrieb Meyr seine Gedanken zur Weiterführung der deutschen Poesie an Goethe, der ihn zu weiteren Gedichten ermunterte. Danach wechselte er an die Universität Heidelberg, brach sein Jurastudium ab und ging zurück nach München, um sich auf eine Karriere als Professor für Ästhetik und Literaturgeschichte vorzubereiten. 1835 fand er einen Verleger, der sein erstes, nach dem Vorbild Goethes fertiggestelltes Gedicht "Wilhelm und Rosina" herausgab.

Nach der Promotion zum Dr. phil. 1836 hielt sich Meyr in Erlangen auf, wo er mit Friedrich Rückert (1788-1866) zusammentraf. Durch Vermittlung von Schelling gelang es ihm 1840, ein Reisestipendium des Kronprinzen Maximilian (1811-1864) zu erhalten. Von nun an lebte er bis 1852 in Berlin, wo er viele Kontakte knüpfte und sich publizistisch betätigte. Da die über das Stipendium finanzierte Arbeit über Goethe nicht vorankam, sah sich Meyr gezwungen, für seinen Lebensunterhalt Rezensionen und Theaterkritiken zu schreiben.

Ein neuer Lebensabschnitt begann, nachdem sein Werben um die Hand der Gesandtentochter Caroline von Malzen (1833-1904) unerwidert blieb. Meyr lebte abwechselnd in München und Ebermergen. Er verkehrte in literarischen und künstlerischen Kreisen, allen voran als Gründungsmitglied der "Krokodile" (Vereinsname: 'Ibis'), blieb aber aufgrund seiner kritischen Haltung ein Außenseiter. Als Ergebnis erschienen seine "Erzählungen aus dem Ries" (1856-70), die einzigen Arbeiten Meyrs, die - von der volkskundlichen Abhandlung "Zur Ethnographie des Rieses" (1863) abgesehen - bis heute nicht in Vergessenheit geraten sind. 1866 sorgten die anonym herausgegebenen "Gespräche mit einem Grobian" wegen ihrer witzigen und treffsicheren Darstellung damaliger Zeitumstände ebenfalls für Aufsehen.

Im August 1868 verlieh ihm König Ludwig II. (1845-1886) den Michaelsorden. Ein Jahresgehalt von 500 Gulden ermöglichte Meyr einen bescheidenen Lebensunterhalt. 1859 wurde ihm dieses wieder gestrichen und durch eine geringere Zuwendung der Schillergesellschaft ersetzt, weil der Münchener Dichterfürst Emanuel Geibel (1815-1884) seine poetische Begabung infrage stellte.

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Melchior Meyr: Aus der Mappe des Grobians

Nachlass von Melchior Meyr (1810-1871) – BSB Meyriana / 2,33. Melchior Meyr (1810-1871) Nachlass: Aus der Mappe des Grobians. Aphorismen – BSB Meyriana II.33

Melchior Meyr: Studien zum Ries

Nachlass von Melchior Meyr (1810-1871) – BSB Meyriana / 2,7. Melchior Meyr (1810-1871) Nachlass: Aufzeichnungen zur Ethnographie des Rieses. Leben und Sitten des Rieser Landvolks. Notizen zum Ries. Rieser Notizen. – BSB Meyriana II.7