Bibliotheksbuch der Krokodile

Neben den Protokoll- und Rechnungsbüchern stellt vorliegendes Bibliotheksbuch nach der Gründung einer eigenen Bibliothek der Münchener Dichtergesellschaft ein interessantes Zeitdokument im Vereinsleben der "Krokodile" dar. Es umfasst den Zeitraum 1859-1866 und enthält Einträge vor allem über ausgeliehene und zurückgegebene Bücher ihrer Mitglieder. Das Bibliotheksbuch stammt aus dem Nachlass Oskar Horns (1841-1908). Horn versah bei den "Krokodilen" längere Zeit das Amt eines Schriftführers, Bücherwarts und Kassenführers.

Der Aufbau einer eigenen Bibliothek wurde am 17. November 1859 beschlossen. Bereits ein Jahr danach wurde deren Auflösung von den Mitgliedern zur Diskussion gestellt. Der Dichter Emanuel Geibel (1815-1884) wandte sich dezidiert dagegen: "er wünsche, daß alles beisammen bleibe, da die Bibliothek einen monumentalen Haltpunkt der Gesellschaft bilde" (Protokoll vom 29.11.[18]60). Schließlich konnte sich Geibel durchsetzen und die Bibliothek wuchs auf "etwa 100 Werke [an], die vornehmlich von den Krokodilen stammten und ein 'Krokodilszeichen' trugen. Nach der Inventarliste waren vor allem die Werke von Geibel, Heyse [1830-1914], Bodenstedt [1819-1892], Grosse [1828-1902], Meyr [1810-1871] nahezu vollständig vertreten, während ihre Namen unter den Ausleihern selten oder nie zu finden waren. Dafür waren die jüngeren und weniger prominenten Krokodile recht eifrige Leser, so daß sich auf diese Weise die 'erzieherischen' Absichten Geibels erfüllt haben dürften. Allerdings dokumentieren die Vormerkungslisten ein vorrangiges Interesse an 'unterhaltsamer' Literatur" (Michail Krausnick, Paul Heyse und der Münchener Dichterkreis, 1974).

Am 28. Oktober 1869, ein Jahr nach dem Wegzug Geibels nach Lübeck, erlosch das Interesse an der Bibliothek. Der Verlosung der angesammelten Werke stand nun nichts mehr im Wege.

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