Briefe von Julius Grosse an Paul Heyse

Im Nachlass von Paul Heyse (1830-1914) liegen 103 Briefe von Julius Grosse (1828-1902) an Heyse aus den Jahren 1854 bis 1913. Letzterer trat als Autor von über 150 Novellen, Organisator der Literaturszene, Streiter für die Rechte seiner Zunft, Vermittler zwischen Deutschland und Italien und Literaturnobelpreisträger in Erscheinung.

Für die Zeit der "Krokodile" war Grosse ein wichtiger Initiator. Über ihn konnten sich die Münchener Dichter infolge seiner Tätigkeit bei der Neuen Münchener Zeitung und der Bayerischen Zeitung ein feuilletonistisches Forum erschließen. Darüber hinaus war er ein "sehr willkommener und treuer Mithelfer bei dem schwierigen Unternehmen, Einheimische und Fremde zusammenzuführen", wie Heyse in seinen "Jugenderinnerungen und Bekenntnissen" (1901) bekundet: "Hauptsächlich durch ihn kam am 5. November [1856] eine erste Zusammenkunft in dem Kaffeehause 'Zur Stadt München' zustande." Grosse selbst fasste das Verhältnis einheimischer und fremder "Krokodile" wie folgt zusammen: "Nach alledem darf behauptet werden, daß vor vierzig Jahren eine Opposition der sogenannten berufenen gegen die einheimischen Kräfte niemals stattgefunden hat, trotz aller Anfeindung. Im Gegenteil gingen alle jüngeren Talente sehr bald in das Lager des Krokodils über, indem sie fühlten, daß dies neue große Kunstprinzip auch den nationalen Strebungen im engeren Sinn zugute kommen werde." (Julius Waldemar Grosse, Ursachen und Wirkungen, 1896)

Die Wurzeln zur Gründung der "Krokodile" reichten indes noch tiefer. Erste Ansätze gingen bis auf den September 1854 zurück, als Grosse mit Heyse während dessen Ferienaufenthalts in Starnberg Pläne zu einer "neuen litterarischen Vereinigung mit Gleichgesinnten" besprach. Die Beziehung der beiden konnte schon damals als sehr freundschaftlich bezeichnet werden. Im Brief an die Eltern vom 6. November 1854 nennt Heyse Grosse seinen "Hausfreund".

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