Preiskritiken zum Linggschen Gedicht

Das vorliegende Manuskript aus dem Jahr 1857 enthält vier Preiskritiken zum Gedicht von Hermann Lingg (1820-1905). Lingg war es, der mit seinem Gedichtlein vom "Krokodil zu Singapur" den "Krokodilen" ihren Namen gab. Zeitweilig schrieb er fast täglich ein Gedicht. Thematisch war er zeitlich und geografisch im Extremen ausgerichtet (Nordpol, Urwelt, Komet). Auch betätigte er sich als Prologschreiber. Obwohl oder gerade weil Lingg bei den "Krokodilen" ein Einzelgänger blieb und wegen seiner "Dunkelheiten, Inkorrektheiten, Seltsamkeiten" (Emanuel Geibel [1815-1884]) Missbilligung erfuhr, wurde er von den Naturalisten (Julius Hart [1855-1930], Michael Georg Conrad [1846-1927], Hermann Conradi [1862-1890]) geschätzt.

Die Karriere Linggs als Lyriker verdankte sich dem Zutun seines Förderers Emanuel Geibel, der ihm im damals bedeutendsten deutschen Literaturverlag, Cotta in Stuttgart, die Publikation seines ersten Gedichtbandes ermöglichte. Lingg entwickelte sich schon bald zu einem bedeutenden historischen Lyriker seiner Zeit, indem er den Geschmack des sich kulturell aus dem germanischen Mythos legitimierenden neuen deutschen Kaiserreichs zu treffen wusste. In der Münchener Gesellschaft angesehen, bewährte er sich im Verfassen von Gelegenheitsgedichten und Festprologen. Lingg selbst registrierte jede Reaktion auf seine Veröffentlichungen mit peinlicher Genauigkeit und beklagte sich bei Freunden und Verlegern, wenn diese einmal ausblieb.

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