Französische Kriegsgefangene in Regensburg im Ersten Weltkrieg

Bis heute steht in Deutschland der Erste Weltkrieg im Schatten der weitaus intensiveren Beschäftigung mit dem Zweiten Weltkrieg. So ist auch die Kriegsgefangenschaft, die bereits im Ersten Weltkrieg ein Massenphänomen war, nur ansatzweise erforscht.

Für das Kriegsgefangenenlager in Regensburg bieten die von Gefangenen selbst erstellte Lagerzeitung "Le pour und le contre" und ein Konvolut mit Theaterprogrammen und Weihnachtskarten aus den Jahren 1914 bis 1917 Einblicke in den Alltag französischer Kriegsgefangener in Deutschland.

Das Kriegsgefangenenlager Regensburg

Das Kriegsgefangenenlager in Regensburg war eines von zwölf Mannschaftslagern in Bayern, die während des Ersten Weltkriegs bestanden. Zusätzlich gab es noch acht gesonderte Lager, in denen Offiziere untergebracht waren.

Im Oktober 1918 lebten in Regensburg 3.265 Franzosen (darunter sechs Offiziere), 49 Russen, drei Belgier, fünf Engländer, ein Rumäne, 1.402 Italiener (darunter ein Offizier) sowie ein Zivilinternierter. Mit diesen rund 4.700 Gefangenen war Regensburg eines der kleineren Mannschaftslager.

Kulturelles Leben im Kriegsgefangenenlager Regensburg

Es war nicht ungewöhnlich, dass Kriegsgefangene sportlichen und kulturellen Aktivitäten nachgingen, die den monotonen Lageralltag unterbrachen. Die Lagerkommandanturen förderten dies sogar, nicht zuletzt auch aus propagandistischen Gründen. In vielen Lagern gab es daher Bibliotheken, auch Sprachkurse wurden angeboten. Gefangene spielten Theater oder gaben eigene Zeitungen bzw. Zeitschriften heraus. Allein in Deutschland sind über 100 derartige Lagerzeitungen bekannt.

Die von der Staatlichen Bibliothek Regensburg im antiquarischen Handel erworbene Zeitung gibt Einblick in das Schicksal hunderter französischer Kriegsgefangener in Regensburg: "Le Pour et le Contre - Journal hebdomadaire des Prisonniers de Regensburg" (Das Für und Wider - Wochenzeitung der [Kriegs-] Gefangenen in Regensburg) lautet der Titel einer Lagerzeitung, die zwischen Juli 1916 und April 1917 in Regensburg verfasst und gedruckt wurde. Die von D. Lamy herausgegebene Zeitung erschien sonntäglich in 39 Ausgaben zwischen dem 16. Juli 1916 und dem 8. April 1917.

Le Pour et le Contre gibt Auskunft über interne Lagerangelegenheiten und bietet Einblicke in den Alltag der Soldaten. Darüber hinaus spiegelt die Zeitung auch Diskussionen über zivilgesellschaftliche Themen (Religion, Religionsausübung, Frauenrechte u.a.) und das Verhältnis der Kriegsgefangenen zur Regensburger Bevölkerung. Thematisiert wird auch die schwierige Situation von Kriegsgefangenen - erwähnt seien neben der Reflexion des Kriegsgeschehens die Situation der erzwungenen Passivität und der Gefangenschaft in der Fremde. Zudem ist Le Pour et le Contre als Medium zu begreifen, das die Rolle der Kunst unter den Umständen der Haft verdeutlicht. Sichtbar wird dies beispielsweise in der Besprechung mehrerer im Lager aufgeführter Theaterstücke bekannter französischer Dramenautoren, auch im Abdruck kurzer Gedichte und Parodien und in der Veröffentlichung feuilletonistischer Beiträge.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Staatlichen Bibliothek Regensburg.