Ausgewählte Inkunabeln der Dombibliothek Freising und der Bibliothek des Metropolitankapitels München

Die Sammlungen der Dombibliothek Freising und der Bibliothek des Metropolitankapitels München hüten in ihren Beständen insgesamt 285 Inkunabeln. Bei der Neukatalogisierung bzw. Einbringung der Inkunabelbestände in den Bibliotheksverbund Bayern wurde festgestellt, dass 18 Ausgaben bisher noch nicht in den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek nachgewiesen sind. Von einer Inkunabel (J 115) wird in Freising das einzige bekannte Exemplar aufbewahrt.

Schon seit der Gründung des Bistums Freising 739 bestand auf dem Freisinger Domberg eine Bibliothek. Insgesamt sind aus der Dombibliothek über 650 Kodizes mit antiken und mittelalterlichen Texten überliefert. Besonders bedeutend sind die "Freisinger Denkmäler", die ältesten Texte in altslawischer Sprache, enthalten in einem Handbuch für die Slawenmission, das unter Bischof Abraham (957-994) in Freising entstand. Berühmtheit erlangte Bischof Otto I. von Freising (1138-1158) als Gelehrter und Verfasser einer großen Weltchronik.

Nach der Säkularisation des Fürstbistums Freising 1802 wurden alle Handschriften und die wertvollsten gedruckten Bücher für staatliche Bibliotheken ausgewählt und abtransportiert. In Freising verblieb nur ein Bruchteil der früheren Bestände. Er wurde Grundstock für die Bibliothek des Priesterseminars, das 1826 in der ehemaligen Residenz eingerichtet wurde. Die in der Folge stetig ausgebauten Buchbestände blieben zum größten Teil auf dem Domberg, als das Priesterseminar 1968 nach München verlegt wurde.

Die Dombibliothek Freising besitzt heute 225 Inkunabeln. Inhaltlich spannt sich der Bogen von theologischen, philosophischen und juristischen bis zu medizinischen Werken. Einige Werke stammen noch aus der alten Dombibliothek, z.B. aus dem Besitz des Fürstbischofs Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1649-1727, Fürstbischof 1696-1727), des Freisinger Domkapitels und des Domherrn Sigismund Scheufler (1475-1522). Mehrere Inkunabeln waren ehemals im Besitz von Pater Amandus Ruepp (1749-1822), dem letzten Beichtvater des Dominikanerinnenklosters Altenhohenau. Einige Inkunabeln hat der Domherr Michael Hauber (1778-1843) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus dem Dublettenbestand der Hof- und Staatsbibliothek in München (der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek) erworben und später der Dombibliothek vermacht. Zugänge erfolgten auch durch Schenkungen oder gezielten Ankauf. Mit der Katalogisierung der Inkunabeln wurde vor 1948 durch den Germanisten Professor Gerhard Eis (1908-1982) begonnen. Der dabei angelegte Bandkatalog wurde zunächst durch Frau Dr. Maria von Hoop, dann durch den langjährigen Direktor Prälat Dr. Sigmund Benker ergänzt und fortgeführt. Auf dieser Grundlage erfolgte 2009-2010 die Aufnahme der Freisinger Inkunabelbestände in den Bibliotheksverbund Bayern, angereichert mit den digitalisierte Einträgen des Bandkatalogs.

Bei den 60 Inkunabeln der Bibliothek des Metropolitankapitels München handelt es sich um theologische, philosophische, juristische und medizinische Werke. Acht stammen aus dem Vorbesitz des 1817 aufgehobenen Augustiner-Chorherrenstifts Höglwörth, weitere aus den Nachlässen von Ruedorffer, Heckenstaller und Deutinger sowie des Diözesanpriesters Georg Westermayer (1836-1893). Aufgrund des vorhandenen Zettelkatalogs und per Autopsie wurde 2009/2010 eine Neukatalogisierung der Inkunabeln in den Bibliotheksverbund Bayern durchgeführt.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Dombibliothek Freising und der Bibliothek des Metropolitankapitels München.