Musiksammlung der Grafen zu Toerring-Jettenbach

Eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter aus dem bayerischen Hochadel ist die seit dem 12. Jahrhundert urkundlich nachgewiesene Familie Toerring. Die Musikaliensammlung der Grafen zu Toerring-Jettenbach umfasst 79 Musikhandschriften und 25 Notendrucke aus der Zeit von 1591 bis 1820. Sie wurde 1988 für die Katalogreihe "Kataloge bayerischer Musiksammlungen" in der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) katalogisiert und befindet sich seitdem als Depositum in deren Musikabteilung.

Die Sammlung enthält wertvolle Zeugnisse der Musikpflege am kurfürstlichen und königlichen Hof in München. Den wichtigsten Teil bilden Handschriften und Drucke aus dem Besitz von Joseph Clemens von Köln (1671-1723), dem jüngeren Bruder des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel (1662-1726). Joseph Clemens war musikalisch hochgebildet und eng mit dem höfischen Musikleben Münchens verbunden. Er wirkte u.a. als Fürstbischof von Freising, Bischof von Regensburg und Kurfürst von Köln und hielt sich zeitweise eine eigene Hofmusik. Er besaß zahlreiche Partituren von Bühnenwerken, die in München und andernorts kurz vor 1690 aufgeführt worden waren, darunter Werke von G.A. Bernabei, Steffani, Pollarolo und Ziani. Es fand auch ein Austausch von musikalischen Quellen zwischen Kurfürst Max Emanuel und seinem Bruder Joseph Clemens statt. Einige Opernpartituren sind trotz ihres München-Bezugs im Bestand der BSB selbst nicht nachgewiesen, sondern nur in der Sammlung Toerring-Jettenbach. Aus der Zeit des Exils von Joseph Clemens während des spanischen Erbfolgekriegs sind handschriftliche Quellen zu mehreren Bühnenwerken von Jean Baptiste Lully (1632-1687) erhalten, die von herausragender Bedeutung für die Überlieferung von Lullys Werk sind.

Wichtige Musikhandschriften aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert in der Sammlung der Grafen Toerring-Jettenbach stammen von Reichsgraf Clemens Anton von Toerring-Seefeld (1758-1837), der zwischen 1785 und 1819 in München Vizehofmusikintendant, dann Hofmusikintendant war. Dieser Sammlungsteil enthält Instrumentalmusik - u.a. vier Sinfonien von Cannabich, Streicherkammermusik, Tanzzyklen -, Opern und Melodramen von Florian Deller, Franz Anton Dimler, Georg Benda und Peter von Winter sowie Ballettmusiken.

Weitere Handschriften stammen vom Hof des Kurfürsten von der Pfalz und Herzogs von Pfalz-Neuburg, Johann Wilhelm (1658-1716), sowie aus der Familie der Grafen Toerring selbst. Aus letzterem Bestand sind zwei deutsche Orgeltabulaturen mit 120 bzw. 35 Intavolierungen aus den Jahren 1590 und 1588/89 von herausragender Bedeutung.

>> Diese Sammlung ist ein Depositum an der Bayerischen Staatsbibliothek.

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