Gutenberg-Bibel

Bereits am Anfang des europäischen Buchdrucks mit beweglichen Lettern, den Johannes Gutenberg (um 1397 – 1468) um 1450 in Mainz entwickelte, stand eine Spitzenleistung: der Druck der lateinischen Bibel (in der sog. Vulgata-Fassung). Ein Brief von Enea Silvio Piccolomini (1405 – 1464, seit 1458 Papst Pius II. ), belegt, dass der Druck der Bibel Ende 1454 bereits weit fortgeschritten war. Im Frühjahr 1455 war die Auflage von etwa 200 Exemplaren auf Papier und Pergament bereits vollständig verkauft bzw. subskribiert.

Die Gutenberg-Bibel gilt als bedeutendstes Werk des frühen Buchdrucks (Inkunabelzeit). Der zweibändige Druck ist von hoher textlicher Qualität und zugleich eine ästhetische Meisterleistung. Textgrundlage war eine Handschrift des Pariser Standardexemplars der Vulgata. Die typographische Gestaltung ahmt die gebrochenen dichten Schrifttypen (Textura) zeitgenössischer Bibelhandschriften nach. Nach anfänglichem Schwanken entschied sich Gutenberg für eine Zahl von 42 Zeilen pro Textspalte. Die Gutenberg-Bibel wird daher auch als die "zweiundvierzigzeilige Bibel" bezeichnet, kurz B42.

Das Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek

Die auf Papier gedruckte Gutenberg-Bibel der Bayerischen Staatsbibliothek ist eines von 49 erhaltenen Exemplaren weltweit. Sie gelangte aus dem Benediktinerkloster Andechs 1803 nach München. Einträge des Benediktiners Ulrich Kaegerl von Landau (gest. 1505) deuten darauf hin, dass die Bibel ursprünglich vom Kloster Tegernsee erworben wurde.

Das Exemplar ist mit farbigen Initialen, Kapitelüberschriften und Randleisten ausgestattet, die nicht gedruckt wurden, sondern von Hand nachträglich eingefügt wurden. Eine Besonderheit des Münchener Exemplar ist die "tabula rubricarum", eine Liste der roten Überschriften (Rubriken, von "rubrum" = rotfarben), die in die Bibel nach Abschluss des Drucks von Hand eingetragen werden sollten – das Eindrucken von roten Rubriken hatte sich zum damaligen Zeitpunkt noch als zu aufwändig erwiesen. Außer in München ist diese Liste nur noch in einem Exemplar der Österreichischen Nationalbibliothek Wien erhalten. Ein handschriftlicher Eintrag am Ende des ersten Bandes belegt, dass die Rubrizierung des Münchner Exemplars 1461 erfolgte.

Das Exemplar der Hofbibliothek Aschaffenburg

Ein zweites in Bayern erhaltenes Exemplar wird in der Hofbibliothek Aschaffenburg aufbewahrt. Es stammt aus dem Buchbestand der Mainzer Kartause und wurde 1781 von Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal (reg. 1774-1802) in seine private Büchersammlung überführt. Aus dem ersten Band (Altes Testament) wurden 14 Blatt aus den Büchern Esras III und IV entfernt, weil die Bücher nicht als kanonisch galten.

>> Diese Sammlung ist Teil des Bestandes der Bayerischen Staatsbibliothek und der Hofbibliothek Aschaffenburg.