Otto I. von Freising, Chronica sive Historia de duabus civitatibus

Bischof Otto von Freising (um 1112-1158) verfasste mit der "Chronica sive Historia de duabus civitatibus" (vgl. Clm 1003) die wohl berühmteste lateinische Weltchronik des hohen Mittelalters. 1146 abgeschlossen, wurde sie auf Bitten Friedrich Barbarossas (1122-1190) überarbeitet und 1157 dem Kaiser gewidmet.

In sieben, an den Geschichtsumwälzungen ("mutationes") orientierten Büchern beschreibt Otto das Weltgeschehen von der Paradiessetzung bis zum Katastrophenjahr 1146. Der Titel spielt auf die "Zwei-Reiche-Lehre" bei Augustinus (Gottesstaat und irdisches Reich des Teufels) an. Entsprechend fügt Otto der "historischen" Darstellung ein achtes Buch über die künftige Endzeit und das ewige Leben an. Dem Werk liegt so eine große heilsgeschichtliche Gesamtkonzeption zugrunde, womit Otto die historiografische Tradition der Weltchronistik gleichsam vollendet.

Die vorliegende Handschrift des 12. Jahrhunderts (Clm 1001), beauftragt von Propst Heinricus von Schäftlarn (1164-1200), stammt aus dem Kloster Weihenstephan und enthält bereits spätere Einfügungen (Interpolationen). Sie stellt nicht die Urfassung dar, die selbst nicht mehr erhalten ist. Seit 1143 diktierte Otto auf Bitten des Mönchs Isingrim von St. Ulrich und Afra in Augsburg seinem Kaplan Rahewin (um 1120-1170) die Chronik. Das Werk ist in 46 Handschriften des 12. bis 16. Jahrhunderts, überwiegend in Südostdeutschland, überliefert.

Zum Digitalisat

Otto Frisingensis: Chronicon. Cf. de hoc codice Mon. Germ. Scr. XX.

BSB Clm 1001