Heinrich von München, Weltchronik

Mit 56000 bis 100000 Versen stellt die gereimte "Weltchronik" Heinrichs von München die komplexeste Kompilation von Weltchroniken im späten Mittelalter dar. Der Textbestand ist in 18 Handschriften überliefert; der Name des sonst unbekannten Heinrich erscheint nur in elf Handschriften einer Redaktion.

Inhaltlich reicht die "Weltchronik" vom Weltanfang bis in die Zeit Ludwigs des Frommen (778-840) bzw. Friedrichs II. (1194-1250). Den Grundstock bilden ältere Chronikteile und Chroniken (u.a. Kaiserchronik, Cgm 37; Rudolf von Ems, Cgm 8345; Christherre-Chronik, Cgm 5), aber auch zahlreiche andere (pseudo-)historische Darstellungen. Biblische Erzählungen, Legenden und Reimtexte gehören ebenso dazu wie Antikenroman und Epen aus der Tradition der Chanson de geste (Wolframs "Willehalm", Cgm 193,III). Hinter der Vermischung von Fiktion und Historie verbirgt sich der Anspruch, dem Nichtlateinkundigen ein möglichst vollständiges Buchwissen zu liefern. Insofern ist die Weltchronik "Laienbibel, historisches Kompendium, Realenzyklopädie und anthropologisch-didaktische Veranstaltung in einem" (Dorothea Klein).

Die vorliegende Pergamenthandschrift aus dem Benediktinerkloster Kremsmünster der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts enthält neben Deckfarbenbildern Blattgold-Initialen und Federzeichnungen.

Zum Digitalisat