Konrad Bollstatter, Losbuchsammlung

Die Handschrift Cgm 312 enthält eine Sammlung von zehn verschiedenen Losbuchtexten, entstanden zwischen 1450 und 1473. Losbücher dienten zur Weissagung der Zukunft vom Wetter bis zu politischen Ereignissen. Ihr Schreiber, Vorbesitzer und teilweise auch Autor ist der frühere Oettingensche Kanzleischreiber Konrad Bollstatter (ca. 1420-1482), der seit 1466 in Augsburg lebte und eine große Zahl deutscher Handschriften, darunter bedeutende frühhumanistische Werke wie den "Ackermann aus Böhmen", abgeschrieben hat. Bollstatter war überaus gebildet, seine Kenntnisse der älteren deutschen Literatur hatte er sich in der Bibliothek seines Herrn, des Grafen von Oettingen, angeeignet.

Beim vorliegenden Losbuch handelt es sich um eine Sammlung von Orakelsprüchen zur Unterhaltung oder Unterweisung. Der erste Teil besteht aus 16 Fragen, 12 Scheiben mit den Tier-, Pflanzen- und Ortsnamen und den Antworten der 16 Könige. Ab einem bestimmten Abschnitt lässt Bollstatter jeweils vier zusammengehörige Figuren als Verkünder der Lossprüche auftreten: biblische Gestalten, Kirchenlehrer, antike Philosophen, die Elemente und die vier Winde. Neu eingeführt im Losbuch-Genre hat er die Figuren der Bischöfe, Laienfürsten und Grafen, daneben die Gralsritter, die Ritter der Tafelrunde, die Dietrichhelden sowie die vier Minnesänger (Bl. 139v-142v). Den Losbuchtexten ist eine Gebrauchsanweisung vorangestellt.

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