Heinrich Wilhelm von Gerstenberg, Poetisches Tagebuch

Der Literaturkritiker, Lyriker, Dramatiker und Philosoph Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (1737-1823) gilt mit seinen Literaturbriefen und der Tragödie "Ugolino" (1768) als einer der Wegbereiter des Sturm und Drang und hatte auch mit seiner Lyrik Einfluss auf den jungen Dichter Johann Wolfgang Goethe (1749-1832). In seinem 20. Literaturbrief formulierte er erstmals wesentliche Momente des Genie-Begriffs.

In dem hier vorliegenden poetischen Tagebuch, das Gerstenberg zwischen 1751 und 1757 hauptsächlich während seiner Altonaer Schulzeit führte, vereinigt er eigene Gedichte, kritische Abhandlungen und Übersetzungen. Bemerkenswert ist eine Art Leseliste auf der ersten Seite, die wichtige Namen zu Schriftstellern, Literaturtheoretikern und Philosophen wie Bodmer (1698-1783), Pope (1688-1744), Baumgarten (1714-1762), Young (1683-1765), Winckelmann (1717-1768) und Gottsched (1700-1766) enthält. Außerdem finden sich Bemerkungen zu Vers und Prosa, über Silbenmaße und Auszüge aus Corneilles (1606-1684) Schriften zum Drama; 1756 wird schließlich der "Don Quixote" von Cervantes (1547-1616) begeistert erwähnt.

Das Tagebuch kann insgesamt als Reflex der herrschenden ästhetischen Theorie (Gottsched) gesehen werden und ist auch als Zeugnis "eines frühen ästhetischen Interesses" (Klaus Gerth) von Bedeutung.

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