Medaillen der Städte und Gemeinden in Bayern ab 1806

1806 besiegelte die bayerische Münzordnung das Ende der schier unüberschaubaren Münzserien von weltlichen und geistlichen Prägeherren des Alten Reiches im neu errichteten Königreich Bayern. Dies betraf freilich auch die Münzserien der ehemaligen Reichsstädte. Zur geprägten Darstellung des städtischen Selbstbewusstseins mussten neue Wege beschritten werden. Einen Ausweg fand man in der Medaille.

Zwar prägten die Reichsstädte schon vor deren Mediatisierung Medaillen auf die verschiedensten Anlässe und Personen, neu waren im 19. Jahrhundert jedoch die zum Teil schon industriellen Prägemöglichkeiten privater Unternehmen. Marktführende Prägeanstalten waren unter anderem die Firmen Drentwett in Augsburg, Lauer in Nürnberg und Poellath in Schrobenhausen. Diese gewährleisteten hohe Emissionen bei verhältnismäßig günstigen Preisen. Was in vormodernen Zeiten noch die Ausnahme war, wurde aufgrund dieser Veränderung in der Medaillen-Produktion nun zu einem gängigen Phänomen: Auch die ehemals nicht reichsunmittelbaren Städte ohne eigene Münzstätte, wie auch kleinere Gemeinwesen, konnten sich nun vermehrt die Herstellung von Festprägungen leisten. Gefeiert wurden beispielsweise Jubiläen, die Neubauten oder Renovierungen etwa von (Hoch-)Schulen, Kirchen, Brücken, Denkmälern oder Amtsgebäuden oder ein Besuch des Monarchen(paares). Geehrt wurden nicht nur herausragende Söhne und Töchter der Städte und Gemeinden, sondern ab dem Ende des 19. Jahrhunderts auch die Gefallenen und Veteranen, allen voran des siegreichen Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71.

Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist es vor allem dem aufblühenden Vereinswesen geschuldet, dass vermehrt Preis-, Ehren- oder Gedenkmedaillen herausgegeben wurden: Demnach erfreuten sich Tier-, Vogel- und Pflanzenzuchtvereine ähnlicher Beliebtheit wie Schützen- oder Landwirtschaftsvereine. Daneben boten Feste und Ausstellungen Prägeanlässe: Vom Jeton auf die Versammlung des Radfahrerbundes in Nürnberg über die Medaille auf die Industrie- und Gewerbeausstellung in Regensburg bis hin zum Festabzeichen auf das 15-jährige Jubiläumsfest der freiwilligen Feuerwehr von Sattelpeilnstein. Abseits der repräsentativen staatlichen Prägungen konnte so im Königreich bzw. dem späteren Freistaat Bayern eine schier endlose Anzahl von Medaillen entstehen. Der umfangreiche Bestand dieser Stücke in der Staatlichen Münzsammlung München spiegelt entsprechend die unterschiedlichsten Facetten der Geschichte des modernen Bayern wider.

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>> Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Münzen, Medaillen und münzähnliche Objekte aus Bayern, Franken, Schwaben und der Pfalz in der Neuzeit" der Staatlichen Münzsammlung München.