Helene Böhlau

Helene Böhlau (1856-1940) wird als Tochter des Weimarer Verlagsbuchhändlers und Hofdruckers Hermann Böhlau (1826-1900) und seiner Frau Therese in Weimar geboren. 1882 veröffentlicht sie erste Novellen. Auf einer Orientreise lernt sie den Architekten und Privatgelehrten Friedrich Arnd (1839-1911) kennen, der vom Judentum zum Islam konvertiert und sich fortan Omar al Raschid Bey nennt. 1886 heiraten die beiden in Konstantinopel, 1890 siedeln sie nach München über. 1894 tritt Böhlau in den Verein für geistige Interessen der Frau ein.

Böhlaus Werk umfasst sowohl Kunst- als auch Gebrauchs- und Unterhaltungsliteratur. Ihre Novellen und Romane lassen sich in zwei Kategorien einteilen: das emanzipatorische Recht der Frau (Im frischen Wasser, 1891; Der Rangierbahnhof, 1896; Das Recht der Mutter, 1896; Halbtier, 1899) und die Altweimarer Vergangenheit (Rathsmädelgeschichten, 1888; Altweimarische Geschichten, 1897; Der gewürzige Hund, 1916; Die leichtsinnige Eheliebste, 1925).

Ihr Roman Halbtier sorgt für Aufsehen und führt dazu, dass Böhlau als Frauenrechtlerin angesehen wird. 1913 distanziert sie sich von der Einseitigkeit dieser Zuschreibung: "Ich erkannte, daß den Frauen keine geistige Vergangenheit zugehört, daß sie so wenig Spuren auf Erden hinterlassen hatten, wie die Wellen und Tiere, – Ein Weh sondergleichen! Und ich suchte Worte – Bilder – Möglichkeiten mich verständlich zu machen. [...] Heute würde ich [...] diesen leidenschaftlichen Ausdruck, den ich damals fand, nicht mehr geben." (Wilhelm Zils) Danach schreibt Böhlau Altweimarische Geschichten wie Das Sommerbuch (1902) und Die Kristallkugel (1903), Das Haus zur Flamm (1907) und die Geschichte ihres Lebens u.d.T. Isebies (1911).

Nach dem Tod ihres Gatten 1911 sieht sie es als ihre Aufgabe an, dessen philosophisches Werk bekannt zu machen. Ein Jahr später gibt sie sein Das hohe Ziel der Erkenntnis. Aranda Upanishad im Piper Verlag heraus. 1913 wird sie Mitglied im Münchner Schriftstellerinnen-Verein. Böhlau wohnt abwechselnd in Ingolstadt, München, Widdersberg (Herrsching) und Augsburg. Sie stirbt 1940 und wird auf dem Friedhof in Widdersberg begraben.