Maria Janitschek

Maria Janitschek (1859-1927) wird als uneheliche Offizierstochter in Wien geboren und wächst unter ärmlichen Verhältnissen in Ungarn auf. 1878 zieht sie nach Graz, wo sie unter dem Pseudonym Marius Stein für Zeitungen arbeitet. 1882 heiratet sie den österreichischen Kunsthistoriker Hubert Janitschek (1846-1893). Die Heirat verschafft ihr eine angesehene soziale wie intellektuelle Stellung, befördert durch die Tatsache, dass ihr Ehemann ein eher fortschrittliches Frauenbild vertritt.

Zwischen 1895 und 1902 erscheinen von ihr zwölf Publikationen, darunter Essays, Novellen, Romane und Gedichte. Ihr erstes Buch Legenden und Geschichten erscheint 1885 im W. Spemann Verlag. 1892 zieht das Ehepaar nach Leipzig. Als Hubert Janitschek stirbt, wendet sich die Schriftstellerin nach Berlin, wo sie an die bürgerliche Frauenbewegung anknüpft.

1896 wird Janitschek durch Vermittlung Ernst von Wolzogens (1855-1934) Autorin des Berliner S. Fischer Verlags. Während dieser Zeit veröffentlicht sie drei Novellen: 1896 Vom Weibe und Ins Leben verirrt, 1897 Raoul und Irene. 1897 erscheint auch ihr Roman Die Amazonenschlacht. "Hier schildert Janitschek das Scheitern der Emanzipationsbestrebungen einer jungen Frau, die das Eheleben in einer Kleinstadt verlässt, um sich in Berlin selbst zu verwirklichen. In der Großstadt kommt die unselbständige, verwöhnte Hildegard Wallner nicht zurecht und muss sich zudem von den Idealen der Frauenbewegung verabschieden. Schließlich kehrt sie reumütig zu ihrem Gatten zurück." (Söhnke Callsen)

Bereits vor 1902 ist sie dann in München anzutreffen, wo sie im literarischen Salon von Carry Brachvogel (1864-1942) als "heißblütige schöne Erotikerin" gefeiert wird. Nach ihrem Novellenband Frauenkraft (1900) kommt 1902 ein weiterer u.d.T. Die Neue Eva heraus.

Um die Jahrhundertwende gilt Janitschek als engagierte Autorin der Frauenbewegung, die in der patriarchalen Gesellschaft des Kaiserreichs allerdings heftige Reaktionen hervorruft. Bereits in ihrem 1889 publizierten Gedicht Ein modernes Weib hat sie das Recht auf Wiederherstellung der Ehre einer Frau mit tödlichem Ausgang für den Mann eingefordert. Das ruft den Unmut der Zensurbehörden auf den Plan: 1909 wird Die neue Eva verboten.

Ganz eindeutig zuordnen lässt sich Janitschek aber nicht: Sie ist kein Mitglied in den Organen und Vereinen der Frauenbewegung. Im Ersten Weltkrieg schreibt sie auch Unterhaltungsliteratur, 1925 zählt sie zu Münchens bekanntesten Autorinnen.