Geboren wird Helene Raff 1865 in Wiesbaden als Kind des Komponisten Joachim Raff (1822-1882) und der Schauspielerin Doris Genast (1826-1902). Als ihr Vater 1877 zum Gründungsdirektor des neuen Hoch‘schen Konservatoriums für Musik berufen wird, siedelt die Familie nach Frankfurt am Main. Helene Raff tritt dort als jüngste Schülerin ein, erhält Unterricht in Zeichnen, Poetik und Metrik. Ihre Mutter fördert ihr malerisches Talent, ihr Vater ihre dichterische Begabung.
Als er stirbt, zieht Raff mit ihrer Mutter nach München, wo sie sich zur Malerin ausbilden lässt. Sie debütiert 1890 mit einem Gemälde im Münchner Glaspalast. 1891 arbeitet sie in Paris im Atelier von Gustave Courtois (1852-1923). In Ausstellungen im Münchner Glaspalast ist sie wiederholt mit Werken vertreten, darunter mit Porträts der Dichter Paul Heyse (1830-1914) und Gabriele Reuter (1859-1941).
Eine besondere Beziehung verbindet sie mit dem norwegischen Dramatiker Henrik Ibsen (1828-1906). 1890 schenkt sie ihm ein Mädchenbildnis. An den eigenen malerischen Fähigkeiten zweifelnd, wendet Raff sich immer mehr der Dichtkunst zu. Der Germanist Karl Weinhold (1823-1901) animiert sie, kleine volkskundliche Mitteilungen zu schreiben. Paul Heyse wird zu ihrem wichtigsten Förderer. Sie schreibt Verserzählungen, Novellen und historische Romane (Der Findling vom Arlberg). 1902 erscheint ihre erste Sammlung Modellgeschichten (1913). 1910 veröffentlicht sie eine Biografie über Heyse.
Seit den 1890er-Jahren engagiert sie sich in der bürgerlichen Frauenbewegung. 1899 tritt sie in den in München gegründeten Verein für Fraueninteressen (1894) ein, 1913 in den von Emma Haushofer-Merk (1854-1925) und Carry Brachvogel (1864-1942) gegründeten Schriftstellerinnen-Verein.
Nach dem Ersten Weltkrieg gibt Helene Raff vor allem Orts- und Volkslegenden heraus: Tiroler Legenden (1924), Altbayerische Legenden (1925) und Fränkische Legenden (1927). Zudem widmet sie sich der Münchner Heimatpflege. Mit der Biografie ihres Vaters legt sie 1925 ein bedeutendes musikhistorisches Dokument vor.
Von Beginn an thematisiert Raff in ihren Werken den Wandel der Rolle der Frau in der Gegenwart. Von 1923 bis 1933 leitet sie die Frauenbeilage der "Münchner Neuesten Nachrichten". Ab 1933 werden die Mitglieder der Chefredaktion und Verlagsleitung von Knorr & Hirth von den Nationalsozialisten verhaftet, darunter auch Helene Raff. 1938 kann sie noch ihre Autobiografie publizieren. Sie stirbt unverheiratet und kinderlos 1942 in München.