Nachlass Wilhelm von Hertz (1835-1902) - Hertziana

Wilhelm von Hertz (1835-1902) war ein deutscher Dichter und Literarhistoriker. Er verfasste wissenschaftliche Arbeiten zur Literatur- und Volkskunde des Mittelalters und fertigte Übersetzungen und Nachdichtungen altfranzösischer und mittelhochdeutscher Werke an.

Wilhelm Hertz wuchs bei seinen Großeltern in Stuttgart auf und studierte an der Universität Tübingen Literatur und Philosophie. Hier hörte er unter anderem Vorlesungen von Friedrich Theodor Vischer, Adalbert von Keller und im Besonderen von Ludwig Uhland, der den damals jungen Studenten maßgeblich prägte. 1858 beendete Hertz sein Studium und erhielt für seine Dissertation "Die epischen Dichtungen der Engländer im Mittelalter" den Doktortitel für Philosophie. Noch im selben Jahr übersiedelte er nach München, das bald zu einem Zentrum der Frühen Moderne und zu seiner Hauptwirkungsstätte werden sollte. 1862 habilitierte er sich mit einer Abhandlung über den Werwolf und wurde Privatdozent für deutsche Sprache und Literatur an der Universität München. 1878 folgte eine ordentliche Professur an der Technischen Hochschule München.

Hertz' literarisches Werk wurde von Zeitgenossen außerordentlich geschätzt. Er war Mitglied im Münchner Dichterverein "Die Krokodile" (1857-1883) und entsprach als Dichter, der zugleich einem akademischen Beruf nachging, deren Idealtypus.

Im Nachlass von Wilhelm Hertz befinden sich Korrespondenzen mit Kulturschaffenden der Schwabinger Bohème und darüber hinaus. So stand er mit den Dichterkollegen der "Krokodile" und schreibenden Frauen der Münchner bürgerlichen Frauenbewegung in regelmäßigem Austausch. Zudem pflegte er Briefwechsel mit Hermann Levi, Houston Stewart Chamberlain, Lujo Brentano, Henrik Ibsen, Franz Koppel-Ellfeld, Conrad Adolf Fiedler u. a.

Der Nachlass besteht aus neun großen und 85 kleinen Schachteln. Er enthält neben Vorlesungsmanuskripten und Briefen an Hertz wissenschaftliche Kollektaneen, besonders zur Literatur und Kulturgeschichte des Mittelalters in Deutschland und Frankreich.

Der Bestand ist vollständig erschlossen.

>> Dieser Nachlass gehört zu der Sammlung "Nachlässe" aus dem Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek.