Handschriften und Inkunabeln aus der Schatzkammer der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg

Obwohl die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg erst Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet wurde, besitzt sie einen wertvollen Bestand an Handschriften und Inkunabeln. Mit über 2.400 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften gehört sie zu den bayerischen Bibliotheken mit umfangreichem Handschriftenbestand. Dieser gelangte im 18. und 19. Jahrhundert aus den Bibliotheken des Zisterzienserklosters Heilsbronn und des Franziskanerklosters Sankt Jobst bei Bayreuth, der Schlossbibliothek Ansbach und der ehemaligen Universitätsbibliothek Altdorf nach Erlangen.

In bavarikon wird eine Auswahl präsentiert:

Das Stundenbuch der Markgräfin Wilhelmine Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth (MS 144) aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ist mit Buchmalerei und vergoldeten Initialen ein echter Hingucker.

Die „Épitre d'Othéa“ (MS 2361) entstand Mitte des 15. Jahrhunderts am burgundischen Hof und besticht durch prachtvolle Grisaillemalerei. Über 100 Miniaturen des niederländischen Buchmalers Willem Vrelant (gest. 1481/82) und seiner Werkstatt machen das Stück in künstlerischer Hinsicht einzigartig.

Das Kriegsbuch des Ritters Ludwig von Eyb zum Hartenstein (1450-1521) gilt als umfangreichstes Werk seiner Gattung (MS.B 26). Es entstand um 1500 in Franken und enthält auf über 300 Blättern zahlreiche mit Wasserfarben kolorierte Zeichnungen von Kampftechniken und Kriegsmaschinen.

Die Erlanger Haggada (MS 1262), angefertigt 1747 vom Ansbacher Hofmaler Juda Löw Pinhas (1727-1793), erzählt in sorgfältig ausgeführter Schrift, zu Teilen in Aramäisch und Hebräisch, die Geschichte des Exils und des Auszugs der Kinder Israels aus Ägypten. Federzeichnungen illustrieren die Geschichte.

In Erlangen befindet sich auch eine der großen Inkunabelsammlungen Bayerns: Unter den rund 2.000 Stücken gibt es ein Exemplar des ersten Bibeldrucks in deutscher Sprache (INC 30), der 1466 bei Johann Mentelin (gest. 1478) in Straßburg erschien. Heute sind über 30 Exemplare der als Textausgabe konzipierten Inkunabel bekannt. Das Erlanger Stück ist durch den seltenen spätgotischen Lederschnitteinband, der Ritter zu Pferd, Knappen, Hunde, Drachen und Eicheln mit Eichblättern zeigt, eine Kostbarkeit.

Zur Sammlung gehört auch der erste Band der 36zeiligen Bibel (INC 31), die erheblich seltener ist als die berühmte 42zeilige Bibel von Johannes Gutenberg. Entstanden ist sie wohl zwischen 1459 und 1461 in Bamberg, der Drucker ist unbekannt. Umstritten ist, ob Gutenberg selbst am Druck beteiligt war.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg.