Michael Wolgemut, Hans Tucher, 1481

Das Bildnis des Jerusalempilgers Hans VI. Tucher (1428-1491) stammt aus der Werkstatt von Michael Wolgemut (1434/37–1519), dem Lehrer Albrecht Dürers (1471–1528). Tucher trägt schwarze Kleidung mit Barett und Schaube. Vom burgundischen Hof ausgehend wurde die Farbe Schwarz um diese Zeit modern. In der mittelalterlichen Farbsymbolik bedeutete sie Demut und Mäßigkeit. Tucher ist vor einem karminroten Hintergrund weit vorne in einem Bildrahmen platziert. Er schaut mit frommem Blick nach links, die Hände auf die Brüstung gelegt. In der rechten Hand hält er zwischen Daumen und Zeigefinger das mit Edelsteinen besetzte "mahelfingerlin", d.h. den Ehering.

Das Porträt bildete den linken Flügel eines Ehepaar-Diptychons, dessen Pendant heute in Schloss Wilhelmshöhe (Museumslandschaft Hessen Kassel) hängt und Tuchers zweite Ehefrau Ursula zeigt, die aus der Nürnberger Familie der Harsdörffer stammte. Die Flügel sind aufeinander abgestimmt, jedes Modell ist im Dreiviertelprofil und dem anderen zugewandt dargestellt. Ursula, in weißer Festhaube und grünem Kleid, hält eine Nelke in der Hand.

Das Jahr der Eheschließung ist nicht bekannt, sie fand aber vor 1477 statt. Unstimmigkeit besteht in den Jahresangaben auf den Bildnissen: Ursulas trägt das Datum 1478, das Jahr vor Tuchers Reise ins Heilige Land, Tuchers Bildnis das Datum 1481, das Jahr nach seiner Rückkehr. Ob das Gemälde ein früheres Porträt von ihm ersetzte oder ob es aus einem anderen Grund später entstand, kann nur spekulativ beantwortet werden.

Randall Herz

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