Hans Tucher mit seinen Ehefrauen, 1590–1606

Die Miniatur in der genealogischen Prunkhandschrift der Tucher, dem Großen Tucherbuch, reiht Hans VI. Tucher (1428-1491) in die Familiengeschichte ein. In Kontrast zum frommen Brustporträt im Museum Tucherschloss in Nürnberg, das hier wohl als Vorbild diente, wird ein repräsentatives Bildnis des Jerusalemfahrers geboten. Er ist als Reisender ganzfigürlich mit Barett, knielangem Rock und Schwert dargestellt. Seine Handschuhe hält er in der Linken.

Rechts, jeweils mit Familienwappen, stehen seine Ehefrauen: Barbara, geb. Ebner (Heirat 1455), in Festhaube und geschwungener Körperhaltung, und Ursula, geb. Harsdörffer (Heirat vor 1477), in Kopfbedeckung mit Schleier. Aus der Ehe mit Barbara gingen neun Kinder hervor, deren Namen auf dem von der Figur der Barbara hinaufsteigenden Ast zu lesen sind. Nur zwei Mädchen und Jungen erreichten das Erwachsenenalter. Ursula, deren Ehe mit Tucher kinderlos blieb, erscheint mit demütigem Blick und überkreuzten Händen.

Über der Figur Tuchers finden sich die Insignien der Ritterorden, die er zum Teil auf seiner Reise ins Heilige Land erworben hat: oben das Jerusalemer Kreuz der Grabesritter, der Schwertorden von Zypern, das Katharinenrad, unten die Jakobusmuschel als Pilgerzeichen und die Glocke des Antonius-Ordens.

Die Vorzeichnungen für das Tucherbuch machte der aus Zürich stammende Graphiker und Maler Jost Amman (1539-1591). Er konnte vor seinem Tode 1591 aber nur wenige der farbenprächtigen Miniaturen selbst ausführen. Diese Aufgabe übernahm der Nürnberger Künstler Georg Hertz.

Randall Herz

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