Reise ins Gelobte Land, Autograph II, um 1480

Das aus acht Blättern bestehende Nürnberger Fragment gehörte ursprünglich zur Coburger Handschrift der Reisebeschreibung. Es enthält den Anfang des zweiten Teils, d.h. den Aufbruch zum Katharinenkloster und den Reiseverlauf vom 5. bis 24. September 1480. Daran schließt sich nahtlos der Coburger Text an.

Dass man es hier mit einem Diebstahl zu tun hat, ist unumstritten. Die gesamte Handschrift war wohl mit der Buchsammlung Sebastian Schedels, einem Nachkommen des Nürnberger Stadtarztes und Humanisten Hartmann Schedel (1440-1514), nach Coburg gelangt. Um 1690 wurde sie vom Geheimrat und Coburger Kanzler Johann Conrad von Scheres, genannt Zieritz, erworben. Die Nürnberger Blätter, vor 1960 aus der Handschrift herausgetrennt, tauchten 1985 im Antiquariatshandel auf und wurden 1994 von der Dr. Lorenz Tucher’schen Stiftung erworben. Die beiden Zeugnisse werden nun auf digitalem Wege wieder vereint.

Entstehungsgeschichtlich enthält das vorliegende Fragment das früheste Stadium des Textes. Es beginnt nicht mit der üblichen Anrufung der Trinität von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist. Auf Gott folgen Maria und der Nürnberger Stadtpatron Sankt Sebald. Diese Einführung fiel zwar einer Bearbeitung in der nächsten redaktionellen Stufe zum Opfer, doch wird die Bedeutung der Sebaldus-Verehrung in Nürnberg um 1480 bezeugt und Tuchers Bemühen, sie zu fördern. Er gehörte zu den Nürnberger Kaufleuten, die 1478 eine Kaplanei für den Sebaldusaltar in der Kirche San Bartolomeo nahe dem Fondaco dei Tedeschi in Venedig einrichteten.

Randall Herz

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