Prunkvolle Kopie des Reiseberichtes, 1489

Diese Handschrift, auf teurem Pergament geschrieben und mit Initialen auf Goldgrund und vielen Fleuronné-Initialen ausgestattet, entstand 1489. Der Schreiber, Paul Sewer, war Bruder beim Augustiner-Chorherrenstift Indersdorf und widmete die Handschrift Herzog Sigmund aus dem Haus Wittelsbach (1439–1501). Dadurch ist die Rezeption des Reiseberichts von Hans Tucher (1428-1491) in hohen adeligen Kreisen bezeugt. Der kunstsinnige Sigmund hatte 1467 auf die Regentschaft von Bayern-München verzichtet, förderte u. a. die literarische Tätigkeit seines Leibarztes Johannes Hartlieb und unternahm viele Bauprojekte, u. a. den Neubau der Frauenkirche und den Ausbau des Alten Hofes in München.

Enge Beziehungen bestanden ohnehin zwischen dem Chorherrenstift und dem Wittelsbacher Hof, die unter Sigmund und seinem Vater Albrecht besonders gepflegt wurden. Auch Hans VI. hatte Verbindungen zum Stift. Er selbst, seine Frau Ursula, sein Sohn Hans XI. und dessen Frau Felicitas gehörten der geistlichen Bruderschaft von Indersdorf an und wurden von den Chorherren in den täglichen Gebeten bedacht.

Die Handschrift beruht auf der sechsten und letzten der Inkunabelausgaben, die 1486 in der Augsburger Offizin von Anton Sorg gedruckt wurde. In Anlehnung an die Druckausgabe übernimmt die Handschrift deren zweispaltiges Format und folgt der Textvorlage sehr genau. Sie besitzt einen blindgeprägten Einband aus Schafsleder, der in der klostereigenen Buchbinderwerkstatt hergestellt wurde.

Randall Herz

Zum Digitalisat