Die 2012 gegründete Tucher'sche Kulturstiftung vertritt die kulturellen Interessen der Familie Tucher. Als gemeinnützige Stiftung verwaltet sie deren unveräußerlichen, ehemals freiherrlichen Kunst- und Kulturbesitz. Sie trägt zur Bewahrung, wissenschaftlichen Erforschung und Vermittlung dieser Bestände bei, die Nürnberg und die Region seit Jahrhunderten prägen.
Das Wirken der Patrizierfamilie Tucher von Simmelsdorf, die nicht zu den ältesten, aber zu den einflussreichsten Geschlechtern der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg zählt, lässt sich bis zum 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Berthold I. Tucher (um 1310–1379), der Sohn des 1326 verstorbenen Stammvaters Konrad, wurde 1340 in den Inneren Rat berufen. Seitdem blieben die Tucher – von kurzen Unterbrechungen abgesehen – bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806 in der Stadtregierung präsent. Es waren auch Mitglieder der Familie in der Reichsritterschaft Franken vertreten. Nach ihrem im Jahre 1598 erworbenen Hauptsitz in Simmelsdorf nannten sie sich fortan mit vollständigem Namen „Tucher von Simmelsdorf". Der Namenszusatz wurde 1697 von Kaiser Leopold I. als Adelstitel anerkannt, und nach dem Übergang Nürnbergs in das Königreich Bayern wurde die Familie 1815 in die Freiherrenklasse des bayerischen Adels aufgenommen. Einige der Freiherren von Tucher dienten dem Königreich in höheren Staatsämtern.
Ihre Blütezeit erlebten die Tucher im 15. und 16. Jahrhundert mit Handelsaktivitäten in ganz Europa, hauptsächlich mit Safran, anderen Gewürzen sowie Südfrüchten, Metallwaren, Tuchen und Pelzen. Als eine der letzten in größerem Umfang tätigen Handelsgesellschaften des Patriziats betrieben die Tucher ihre Kompanie bis 1648. Sie beschränkten sich in der Folgezeit auf die Ausübung ihrer Grundherrschaften oder bevorzugten eine juristische bzw. militärische Laufbahn. Mit Erwerb des Königlichen Weizenbräuhauses 1855 wurden sie unternehmerisch tätig und knüpften damit an ihre reichsstädtische Zeit an.
Durch den Fernhandel zu Wohlstand gelangt, erwiesen sich die Tucher über die Jahrhunderte als großzügige Stifter für religiöse und wohltätige Zwecke. Im Jahre 1503 gründete der damalige Propst der Nürnberger Lorenzkirche, Dr. Lorenz I. Tucher (1447–1503), eine Stiftung, welche zu den ältesten Familienstiftungen Deutschlands gehört. Dieser Dr. Lorenz Tucher’schen Stiftung ist schließlich 2012 die Gründung der gemeinnützigen Kulturstiftung zu verdanken.
Die Tucher’sche Kulturstiftung setzt sich zum Ziel, ihre Bestände zu dokumentieren sowie – über Forschung und Vernetzung hinaus – auch ihre Vermittlung zu gewährleisten. Eine der Kooperationen mit Museen und Forschungseinrichtungen ist die Tucher Fellowship, ein Stipendium am Germanischen Nationalmuseum für Doktoranden, die sich mit einem Thema der deutschen Kulturgeschichte beschäftigen.
Der Sitz der Tucher’schen Kulturstiftung ist das 1875 von der Dr. Lorenz Tucher’schen Stiftung erworbene Schloss Schoppershof in Nürnberg.
Bernhard von Tucher, Claudia Däubler-Hauschke