Notgeldmünzen in Bayern von 1916−1922
Notgeldmünzen waren seit jeher die Begleiterscheinung größerer Krisen und Kriege. In der Frühen Neuzeit wurden Notmünzen unter anderem innerhalb belagerter Städte, wie etwa bei der Belagerung der Festung Braunau 1743, ausgegeben, um zumindest trotz der Verknappung und Rationierung aller Ressourcen, ein rudimentäres Wirtschaftsleben aufrechterhalten zu können.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 28. Juli 1914 traf im Deutschen Reich dagegen auf ein hoch entwickeltes Geldsystem. Dennoch begann die Bevölkerung ab 1916 das gemünzte Geld systematisch zu hamstern. Man befürchtete angesichts des entfesselten Weltenbrandes einen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Staates, verlor das Vertrauen in das umlaufende Papiergeld und sammelte alles Hartgeld, dessen man habhaft werden konnte. Die Sparkassen wurden regelrecht gestürmt, binnen kurzer Zeit war jegliches Metallgeld aus dem Umlauf verschwunden. Der Handel lag lahm und die Kaufleute mussten ihre Waren auf Kredit abgeben, genauso wie Fabriken außer Stande waren, ihre Löhne auszubezahlen.
Schon bald darauf wurde nicht nur von amtlichen Stellen, sondern auch von privater Seite (Fabriken, Gasthäuser bis hin zu kleinen Gewerbebetrieben) Kriegsnotgeld mit stillschweigender Billigung des Reichsfinanzministeriums herausgegeben. Allein in Bayern (einschließlich der Pfalz) wurden zwischen 1916 und 1921 allein von 158 Städten und Gemeinden Notgeldmünzen ausgegeben, quantitativ jedoch noch übertroffen von den privaten Herausgebern. Hergestellt wurden die Notmünzen großteils von überregionalen Prägeanstalten wie Balmberger und Lauer in Nürnberg sowie Poellath in Schrobenhausen aus Notmetallen wie Zink, Eisen, Aluminium und vereinzelt auch aus keramischen Werkstoffen.
Das Notgeld ersetzte die staatlichen Münzen und übernahm entsprechend deren Funktion als Zirkulations- und Zahlungsmittel, jedoch nur über einen bestimmten Zeitraum und innerhalb eines lokal begrenzten Gültigkeitsbereiches. Auch in der krisengeschüttelten Zeit nach dem Kriegsende im Jahr 1918 wurden Notgeldmünzen vereinzelt weitergeprägt. Eine Sonderform stellt das innerhalb der Kriegsgefangenenlager des Ersten Weltkrieges zirkulierende Münznotgeld dar. Diese amtlichen Kriegsgefangenenlagermünzen sollten einen kleinen Warenverkehr aufrechterhalten und den Gefangenen einen gewissen Arbeitsanreiz bieten. Das Gefangenenlagergeld, das freilich im allgemeinen Geldverkehr nicht verwendet werden konnte, sollte zudem Fluchtversuche erschweren.
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>> Dieser Bestand ist eine Teilsammlung von "Münzen, Medaillen und münzähnliche Objekte aus Bayern, Franken, Schwaben und der Pfalz in der Neuzeit" der Staatlichen Münzsammlung München.