Bayerische Marken und Zeichen der Neuzeit

Während den Marken eine Wertfunktion innewohnt, dominiert bei den Zeichen die Ausweisfunktion. So erlaubten die individuell gravierten Torzeichen der Reichsstadt Nürnberg den Angehörigen des städtischen Rates das Passieren der Stadttore auch noch nach deren Schließung. Am anderen Ende der reichsstädtischen Gesellschaftsordnung wiesen sich die Bedürftigen durch Almosenzeichen aus, um von der städtischen Armenbrotverteilung profitieren zu können.

Eine Sonderform bilden die Präsenzmarken, die etwa im Rahmen von Rats- oder Gerichtssitzungen ausgegeben wurden. Zumeist steht aber hinter den, sowohl durch die Obrigkeit, Firmen als auch durch Privatpersonen herausgegebenen Marken, ein konkreter Gegenwert in Form von Geld, Waren oder Dienstleistungen. Im Gegensatz zum Geld sind jedoch diese Marken nur gegen einen klar benannten oder zumindest eng umrissenen Gegenwert eintauschbar. Entsprechend sind Marken und Zeichen trotz ihrer formalen Ähnlichkeiten zum Münzgeld stets von diesem abzugrenzen. Wie aber auch die Notgeldmünzen dienen die Marken und Zeichen hervorragend als (zum Teil einzige) Quelle zur Rekonstruktion der regionalen (Wirtschafts-)Geschichte Bayerns. Die wohl bekannteste Variante der Marke ist die Biermarke. Ausgegeben wurde diese nicht nur von großen Brauereien und Gasthöfen, sondern auch von Hotels, Restaurants, Cafés und Kneipen. So spiegeln sich in den Biermarken des 19. und 20. Jahrhunderts nicht nur die gastronomische Vielfalt Bayerns wider, sondern auch die Anlässe des Bierkonsums: Zwar wurden Biermarken nachvollziehbarer Weise bevorzugt durch die Gastronomie und von diversen Amüsierbetrieben herausgegeben, aber auch von Studentenverbindungen, Offiziers-Gesellschaften bis hin zu Lehrerseminaren. Nicht nur quantitativ bedeutsam waren darüber hinaus die Wertmarken der in der 2. Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Süddeutschland beliebten Konsumvereine. Die metallenen Konsum-Vereins-Wertmarken wurden als Zahlungs- bzw. Quittungsbelege für die Mitglieder ausgegeben. In Teilen erhalten hat sich in Bayern die Tradition der Markenausgabe und -bezahlung bis heute in den Bier- und Festzelten des Freistaates, nicht zuletzt in jenen auf dem Münchner Oktoberfest. Weitere heute noch existierende Marken in Münzform sind etwa Eintritts-, Spiel- und Pfandmarken, während die Zunft-, Passier- und Zollmarken von vergangenen Wirtschaftsordnungen zeugen.

Die anderen Teilsammlungen von "Münzen, Medaillen und münzähnliche Objekte aus Bayern, Franken, Schwaben und der Pfalz in der Neuzeit" in bavarikon

>> Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Münzen, Medaillen und münzähnliche Objekte aus Bayern, Franken, Schwaben und der Pfalz in der Neuzeit" der Staatlichen Münzsammlung München.