Papiergeld Belgiens

Belgien erlangte 1830 die Unabhängigkeit von den Niederlanden. In den ersten 20 Jahren des neuen Staates spielte Papiergeld noch eine untergeordnete Rolle. Dies änderte sich schlagartig mit Gründung der Belgischen Nationalbank im Jahr 1850.

Die Nationalbank erhielt das Recht zur alleinigen Banknotenausgabe in Belgien. Zudem wurde eine eigene Druckerei für die Banknotenproduktion eingerichtet. Schon ein Jahr nach Gründung konnte die erste Serie emittiert werden. Allerdings wurde das neue Zahlungsmittel von der Bevölkerung nur zögerlich genutzt. Dagegen spielten Banknoten für den Geschäftsverkehr eine immer größere Rolle. Mit der Erklärung der Banknoten zu gesetzlichen Zahlungsmitteln im Jahr 1873 änderte sich dies. Banknoten wurden nun auch von der Bevölkerung immer stärker genutzt und entwickelten sich so zum Hauptzahlungsmittel in Belgien.

Während des Ersten Weltkrieges entstand ein Kleingeldmangel in Belgien. Daher emittierte die Nationalbank neue Geldscheine in kleinen Wertstufen. Mit der Besetzung großer Teile Belgiens durch deutsche Truppen flohen König Albert I. (1875-1934) und die Regierung ins Exil. Auch die Nationalbank sorgte vor: Die Banknoten und Goldreserven der Belgischen Nationalbank wurden nach London gebracht. Zur Strafe entzog die deutsche Besatzungsmacht ihr das Emissionsprivileg und übertrug es auf die Société Générale. Da die Geldversorgung in Belgien immer schwieriger wurde, gaben viele Gemeinden und Unternehmen Notgeld aus. Schließlich wurde die deutsche Mark als gesetzliches Zahlungsmittel in Belgien zugelassen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erhielt die Belgische Nationalbank wieder das Emissionsrecht. Zugleich zirkulierten weiterhin die kleinwertigen Nominale, ausgegeben durch den Staat.

Belgien wurde im Mai 1940 erneut von deutschen Truppen besetzt. Die deutsche Besatzungsmacht ordnete die Verwendung der deutschen Geldscheine als Zahlungsmittel an. Während der Besatzung bereiteten die Regierung und die Nationalbank im Exil in London eine neue Notenausgabe vor. Nach der Befreiung 1944 erfolgte ein großer Notenumtausch und die Nationalbank nahm ihre Tätigkeit wieder auf. Bis heute ist sie als Zentralbank für die Geldversorgung in Belgien zuständig.

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen können die 1944 emittierten Banknoten hier nicht gezeigt werden.

>> Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Papiergeld Europas" der Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung.