Thurnauer Töpfertradition

Hafner (Töpfer) sind in Thurnau quellenkundlich seit 1579 nachzuweisen. Unter der Herrschaft der Reichsgrafen von Giech entwickelte sich Thurnau zu einem Ort mit blühendem Gewerbe. Neben Buchbindern, Huth- und Büchsenmachern gab es immer auch mindestens einen Töpfer, der Gebrauchsgeschirr für den regionalen Bedarf herstellte.

Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm die Anzahl der gleichzeitig arbeitenden Töpfer zu. Im Jahr 1800 arbeiteten vier Töpfer am Ort. 1870 erreichte die Aufwärtsentwicklung mit acht Werkstätten ihren Höhepunkt. Der Grund ist im Ausbau der Verkehrswege zu suchen. Sie erlaubten den Töpfern, ihre Waren auch in weiter entfernt liegenden Orten zu verkaufen. Die Thurnauer Töpferwaren hatten einen ausgesprochen guten Ruf. Zeitweilig war der Absatz so hoch, dass die Werkstätten kaum mit der Produktion nachkamen. So setzte die Töpferei Pittrof beispielsweise zwischen 1852 und 1885 jährlich Waren im Wert von 3.500 Gulden um und beschäftigt 12 Gesellen.

Hergestellt wurde vor allem Gebrauchsgeschirr: Einfache Tonwaren für Küche, Stall und Feld. Zunächst einfarbig glasiert, ab dem 19. Jahrhundert auch mit dem Malhorn dekoriert. Milchtöpfe, Tiegel und Pfannen, Krüge, Schüsseln oder Vorratsgefäße wurden angefertigt. Daneben schufen die Töpfer besondere Formen wie "Hosnbrodnpfanna" - Hasenbratenpfannen - oder "Erbeshofen" – Erbsentöpfe, zum Abseihen oder Durchpassieren von weich gekochtem Obst oder Gemüse.

Die Thurnauer Töpfereien wurden, wie in der Zunft- und Gewerbeordnung festgelegt, von einem Meister geführt, der Gesellen beschäftigte und Lehrlinge ausbildete. In der Regel erlernte der älteste Sohn des Töpfermeisters das Handwerk und übernahm die Werkstatt. Oft blieben sie so über Generationen in Familienbesitz. Die Töpferei Pittrof und Freund wurden fast 150 Jahre betrieben, die Töpferei Spielbühler 218 Jahre, die Töpferei Renner existiert seit 1884.

Um die Jahrhundertwende begann sich die wirtschaftliche Situation der Töpfereien zu verschlechtern. Industriell gefertigtes, gleichförmiges Steinzeug wurde von vielen bevorzugt, gleichzeitig wurde Porzellan und Emailgeschirr für die ländliche Bevölkerung erschwinglich. Die Thurnauer Töpfer mussten große Einbrüche der Verkäufe verzeichnen. Mit der Wirtschaftskrise um 1930 gaben dann viele Werkstätten endgültig auf. Nur zwei Töpfereien – die Töpferei Spielbühler und die Töpferei Renner – überlebten. Eine Erholung des Töpfergewerbes trat erst wieder mit dem Zuzug Günther Stüdemanns im Jahr 1939 ein. Ihm gelang es dem Handwerk neue und entscheidende Impulse zu geben; seine Keramiken markieren den Übergang vom Handwerk zum Kunsthandwerk.

Mit Günther Stüdemann kam nicht nur ein innovativer Keramiker in den Ort, sondern auch ein passionierter Sammler der Thurnauer Töpferwaren. Anlässlich der Landesversammlung der bayerischen Töpfer in Thurnau im Jahre 1974 wurden diese Objekte erstmals in der Aula der Verbandsschule ausgestellt. Sie bilden den Grundstock des daraufhin geplanten und im Jahr 1982 eröffneten Töpfermuseums. Untergebracht in der ehemaligen Lateinschule des Ortes, einem dem Schloss Thurnau benachbarten mehrgeschossigen Renaissancebau, wurde die Sammlung in den folgenden Jahren stetig erweitert. Heute umfasst das Museum rund 5.000 Keramiken.

Die Teilsammlungen zu "Thurnauer Töpfertradition" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Töpfermuseums Thurnau.