Münchner Corvinen

Matthias Hunyadi, genannt Corvinus (1443 – 1490), seit 1458 König von Ungarn, gründete an seinem Hof in Buda eine Bibliothek, die bis heute legendären Ruf genießt. In zwei Sälen waren dort nahezu komplett die Werke der griechischen und römischen Antike versammelt. Dazu kamen Schriften von Humanisten, zu denen der gebildete König regen Kontakt pflegte. Mit der prachtvollen Ausstattung vieler Bücher beauftragt er die führenden italienischen Künstler seiner Zeit. Vor allem in Italien, aber auch in Griechenland ließ er Ankäufe für die ständig wachsende Sammlung tätigen. Alle Bücher erhielten einen prächtigen Leder- oder Seideneinband und das Wappen des ungarischen Königs, was heute eine weitgehende Rekonstruktion seiner Bibliothek ermöglicht.

Nach Matthias‘ Tod wurden die "Corvinen", schätzungsweise 2000 bis 2500 Bände, zerstreut oder gingen verloren. Nur mehr ein Zehntel ist heute erhalten. 232 dieser Corvinus-Handschriften lassen sich in rund 50 Bibliotheken in Europa und den USA nachweisen. Der einzigartige Rang der Bibliotheca Corviniana wird auch durch die Aufnahme in das UNESCO-Weltdokumentenerbe 2005 unterstrichen.

Die Bayerische Staatsbibliothek München besitzt acht dieser wertvollen "Corvinen". Von diesen wurden sechs in lateinischer (Clm 69, 175, 294, 310, 341 und 627) und zwei in griechischer Sprache (Cod.graec. 157 und 449) geschrieben. Die lateinischen Corvinen gehörten zum alten Bestand der Münchner Hofbibliothek, wohin sie 1571 mit der Büchersammlung des Johann Jakob Fugger (1516 – 1575) gelangt waren. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Italien geschrieben und von italienischen Künstlern illuminiert.

>> Diese Sammlung ist Teil des Bestandes der Bayerischen Staatsbibliothek.

Literatur:

  • Claudia Fabian, Edina Zsupán: Ex Bibliotheca Corviniana. Die acht Münchener Handschriften aus dem Besitz von König Matthias Corvinus (Bavarica et Hungarica I), Budapest 2008.