Techniken und Formate
Im 19. Jahrhundert entwickelten experimentierfreudige Fotografen etliche Varianten dieser neuen Möglichkeit, die Realität abzulichten. Sie unterscheiden sich durch den Einsatz verschiedenster Chemikalien und technischer Methoden. Bald bildeten sich jedoch einige Techniken und Formate heraus, die gleichermaßen weite Verbreitung wie große Popularität erfuhren.
Am Anfang stand die Daguerreotypie, die, von Louis Daguerre in Zusammenarbeit mit Joseph Niépce entwickelt, 1839 vom französischen Staat der Weltöffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde und damit als erstes fotografisches Verfahren allgemein bekannt und breit genutzt wurde.
Als Trägermaterial dienten versilberte Kupferplatten, deren spiegelnd polierte Oberfläche durch Bedampfung mit Jod, Chlor oder Brom lichtempfindlich wurde. Das mittels Quecksilberdampf entwickelte Bild war hochgradig berührungssensitiv, weswegen es hinter Glas montiert wurde. Als silbrig-glänzende Unikate mit scharfem und naturnahem Ausdruck konnten Daguerreotypien die Funktion der bis dato beliebten Miniaturmalerei übernehmen.
Erst mit der Erfindung des Carte-de-Visite-Formats setzte sich die Fotografie als Massenmedium durch. Diese visitenkartengroßen Fotografien auf Papier waren günstig herzustellen, da eine fotografische Platte in Bruchstücke unterteilt belichtet wurde und so für einen geringen Rohmaterialpreis viele kleinformatige Fotografien entstanden. Seit 1854 wurden die kleinen Bilder unter Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten verschenkt und gesammelt. Sogar Visitenkartenfotografien berühmter Persönlichkeiten konnte man kaufen und dem eigenen Album hinzufügen.
Neben diesen prägenden fotografischen Techniken beinhaltet die Sammlung der Familie Tucher viele weitere Verfahren und Formate, die in diesem Kapitel der Ausstellung näher betrachtet werden.
Lisa Reinhard