Die Bamberger Kaisergewänder

Die hier präsentierten Textilien sind die ältesten Gewänder, die von europäischen Herrschern erhalten sind. Sie gelten als Erinnerungstücke an die Gründer des Bistums Bamberg, Kaiser Heinrich II. († 1024) und seine Gattin Kunigunde († 1033), und werden im Diözesanmuseum Bamberg aufbewahrt. Zu dieser Gruppe gehören der Sternenmantel, die Bamberger Tunika, der Reitermantel, der blaue und der weiße Kunigundenmantel sowie das Bamberger Rationale. Sie sind Hauptzeugnisse ottonischer Textilkunst und schließen als Kulturgut ersten Ranges eng an den Status Bambergs als UNESCO-Weltkulturerbe an.

Die Zusammenstellung dieser Textilien zu einer Objektgruppe ist eine Folge der schriftlichen Überlieferung und war im Laufe der tausendjährigen Geschichte einem starken Wandel unterworfen. 1127 nennt das älteste Bamberger Schatzverzeichnis nur ein kaiserliches Gewand, seit der Heiligsprechung Heinrichs II. 1147 und der Kunigundes 1200 wuchs die Zahl der in diesen Kontext gestellten Textilien bis zum 16. Jahrhundert stetig auf etwa zehn Gewänder, wobei damals weder der Sternenmantel noch das Rationale zu dieser Gruppe gerechnet wurden. Anders als die anderen Gewänder, die seit dem Mittelalter als Reliquien des heiligen Kaiserpaares galten, wurden sie erst im 18. Jahrhundert zu den "Röcken Heinrichs II." gezählt und der Begriff "Kaisergewänder" fixiert.

Neben der Verbindung zum Kaiserpaar ist die Technik das verbindende Element. Alle Gewänder sind mit Goldstickereien in Anlegetechnik geschmückt. Im Spätmittelalter wurden die Goldstickereien aller sechs Gewänder aus den originalen Trägerstoffen ausgeschnitten und auf neue Seiden appliziert. Seit dem 18. Jahrhundert wurde unkritisch rezipiert, dass diese Übertragung gemäß der ursprünglichen Komposition ohne maßgebliche Veränderungen erfolgte. Die Ergebnisse des DFG-Projekts "Kaisergewänder im Wandel" (2015-2020) beweisen jedoch eine bewusste und tiefgreifende Veränderung der Textilien als Medien zur Inszenierung des Kaiser- und Heiligenkults sowohl im Spätmittelalter als auch bei der letzten Restaurierung der Gewänder in den 1950er Jahren. Zum Teil wurden die Gewänder mehrfach massiv verändert und neu zusammengestellt, was nun mithilfe von technologischen und materialanalytischen Untersuchungen – nicht nur der Gewänder selbst, sondern auch der in den 1950er Jahren abgenommenen Träger- und Futterstoffe – belegt werden kann.

Aufgrund der Vielzahl der neuen Erkenntnisse und ihrer Signifikanz für die Wissenschaft und die kulturelle Identität Bayerns dokumentiert die Sammlung nun in einer kommentierten Auswahl die Ergebnisse des DFG-Projekts, dessen Ziel die Erforschung der Objektgeschichte jedes einzelnen Gewandes von seiner Entstehung bis zum heutigen Erscheinungsbild war, mit prägnanten digitalen Neuaufnahmen von der Gesamtansicht bis zur Mikroskopaufnahme. Als Einstieg eignet sich ein Dokumentarfilm des BR, der während des Projekts aufgenommen wurde.

Die Teilsammlungen zur Sammlung "Die Bamberger Kaisergewänder" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des Diözesanmuseum Bamberg unter Beteiligung der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und der Staatsbibliothek Bamberg.