Der blaue Kunigundenmantel

Der blaue Kunigundenmantel (DMB Inv.Nr. 3.1.0001) ist das weltweit älteste erhaltene liturgische Gewand mit einem flächenfüllenden Bildprogramm. Er präsentiert sich als ausgebreiteter Halbkreis mit einem durch Flechtbänder verbundenen System aus 56 Medaillons, die jeweils von einer umlaufenden, die bildliche Darstellung thematisierenden Umschrift und einem Rankenrahmen umgeben sind. Die Medaillons zeigen drei Themen: Die vier senkrechten Medaillonreihen der Rückenmitte beziehen sich auf die Geburt Christi; parallel zur vorderen Öffnung des Mantels findet sich in 16 Medaillons ein Petruszyklus und in den verbleibenden Segmenten 16 weitere Medaillons mit der Darstellung je eines Propheten. Aufgrund des Bildprogramms und seiner Ornamentik, die Parallelen in anderen Stiftungen des Kaiserpaares haben, dürfte dieses explizit liturgische Gewand als Stiftung Kunigundes an den Bamberger Dom angesehen werden. Sein Reliquienstatus führte dazu, dass die Goldstickereien 1437-1441 aus dem ursprünglichen Gewand ausgeschnitten und auf einen italienischen Seidenatlas appliziert wurden. Auch wenn diese spätmittelalterliche Übertragung sehr bestandserhaltend durchgeführt wurde, konnten nun Veränderungen nachgewiesen werden, die beispielsweise belegen, dass der Mantel durch verschiedene Reparaturen bis Mitte des 20. Jahrhunderts etwa 14 cm länger wurde. Eine Autopsie der Stickerei und ihrer neu aufgefundenen Vorzeichnung, die sich unter der Goldstickerei erhalten hat, gibt zudem Einblicke in den Entstehungsprozess des 11. Jahrhunderts.

Eine Graphik mit der Nomenklatur erleichtert die Orientierung. Detail- und Mikroskopaufnahmen ermöglichen einen Blick in diesen Entstehungsprozess. Zudem werden die von diesem Gewand abgenommenen und separat im Depot des Diözesanmuseums Bamberg verwahrten Textilfragmente sowie eine wiederentdeckte Zeichnung von 1851 präsentiert. Ein Film der Pressestelle des Erzbistums Bamberg und ein Kurzvortrag zum blauen Kunigundenmantel bieten einen abwechslungsreichen Zugang. Da die Umschriften der einzelnen Medaillons überwiegend den Anfangsworten antiphonaler Gesänge entsprechen, wurden diese für bavarikon teilweise entsprechend der Vortragsweise des 11. Jahrhunderts vertont. So wird ein Objekt, das goldgestickter liturgischer Gesang ist, zum Klingen gebracht.

Die anderen Teilsammlungen zur Sammlung "Die Bamberger Kaisergewänder" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist Teil der Sammlung "Die Bamberger Kaisergewänder" im Bestand der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des Diözesanmuseum Bamberg unter Beteiligung der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und der Staatsbibliothek Bamberg.