Der Reitermantel

Bis ins 18. Jahrhundert galt der Reitermantel (DMB Inv.Nr. 3.3.0003) als der einzige Mantel Kaiser Heinrichs II. im Bamberger Domschatz. Das Bildprogramm basiert auf byzantinischen Kaiser- und sassanidischen Jagddarstellungen, kombiniert die Elemente jedoch im Widerspruch zu diesen Kulturkreisen: ein Falke wurde beispielsweise nicht zur Löwenjagd eingesetzt. Die Verbindung mit abendländischen Elementen wie der Bügelkrone mit Lilienschmuck und seine gelbe Vorzeichnung legen eine Werkstatt im Herrschaftsgebiet Heinrichs II. nahe. Die Datierung ist durch ein Gewebe mit kufischer Inschrift gesichert, das mit großer Wahrscheinlichkeit das originale Futter des Reitermantels ist. Deshalb dürfte in diesem Gewand wohl ein Mantel Heinrichs II. zu sehen sein. Allerdings hatte er ursprünglich nicht die Halbkreisform, in der er heute präsentiert wird. Vielmehr war er entweder rechteckig oder ein unten abgerundetes Rechteck. In dieser Form konnte er über der linken Schulter getragen und auf der rechten Schulter durch eine Fibel geschlossen werden. Im Mittelalter wurde er beschnitten, zu einer Glockenkasel umgearbeitet und die Naht in der vorderen Mitte mit drei parallel nebeneinanderliegenden, brettchengewebten Goldborten verdeckt. 1427/1428 wurden seine Goldstickereien auf einen neuen Seidenatlas übertragen. Dieses spätmittelalterliche Trägergewand wurde bei der Restaurierung 1952-1955 ebenso abgenommen wie zahlreiche Textilfragmente verschiedener Reparaturen. Sie werden heute separat im Depot des Diözesanmuseums verwahrt.

Die Teilsammlung präsentiert die Fülle dieser Materialien und dokumentiert die Veränderungen des Reitermantels, der im Nebeneinander abendländischer, byzantinischer und islamischer Elemente ein Beispiel für den Kulturtransfer und den interkulturellen Austausch zu Beginn des 11. Jahrhunderts ist. Eine Graphik mit der Nomenklatur erleichtert die Orientierung. Eine wiederentdeckte Zeichnung von 1851 belegt den Zustand vor der Restaurierung Mitte des 20. Jahrhunderts. Ein Kurzvortrag zum Reitermantel bietet einen Überblick.

Die anderen Teilsammlungen zur Sammlung "Die Bamberger Kaisergewänder" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist Teil der Sammlung "Die Bamberger Kaisergewänder" im Bestand der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des Diözesanmuseum Bamberg unter Beteiligung der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und der Staatsbibliothek Bamberg.