Traditionsbücher bayerischer Hochstifte und Domkapitel

Aus allen vier altbayerischen Bistümern, die im Jahr 739 kanonisch errichtet wurden, sind auch Traditionsbücher überliefert. Dabei reicht die Überlieferung der Bistümer Freising, Passau und Regensburg, die – abgesehen von einer kleinen Ausnahme - im Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt wird, bis ins 8. Jahrhundert zurück und umfasst damit die älteste urkundliche Überlieferung in Bayern überhaupt. Streng genommen handelt es sich bei diesen sehr frühen Formen von Traditionsbüchern um Kopialbücher, in die frühmittelalterliche, zum Zeitpunkt der Anlage der Handschriften noch vorhandene Urkunden (cartae) abschriftlich eingetragen wurden. Unterscheidungen, ob eine Übereignung an den Bischof oder an das Domkapitel vorgenommen wurden, sind besonders in der früheren Zeit oft nicht möglich und bildeten sich erst im Laufe des Mittelalters allmählich heraus. Meistens erfolgte eine Übertragung pauschal an den Heiligen, dem die Kirche geweiht war.

Die bekanntesten und bedeutendsten frühen Codices stammen aus Freising, darunter der sog. Cozroh-Codex aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, der "Codex commutationum", der vorwiegend Tauschgeschäfte der Freisinger Bischöfe enthält, das reich illuminierte Traditionsbuch des Conradus sacrista und ein Zensualen-Traditionsbuch des Domkapitels mit Übereignungen von Personen, die sich gegen Zinszahlung in den Schutz der Kirche begaben.

Ein weiteres Traditionsbuch des Domstifts mit Eintragungen des 10. bis 13. Jahrhunderts befindet sich in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel.

Die Traditionen des Hochstifts Passau beginnen im Jahre 739 und reichen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie gliedern sich in zwei Handschriften, von denen die ältere im 9. Jahrhundert angelegt wurde und die bischöflichen Traditionen überliefert, während die jüngere ca. 1172 - 1190 entstand und die Traditionen des Domkapitels, aber auch zwei umfangreiche Urbare enthält

Die Traditionen des Hochstifts Regensburg sind durch das Archiv des Klosters St. Emmeram überliefert, da der Bischof von Regensburg auch Abt von St. Emmeram war, bis das Kloster im Jahr 975 einen eigenen Abt erhielt und damit selbständig wurde. Die Dokumente blieben jedoch beim Kloster in Verwahrung. Von ursprünglich drei existierenden Traditionsbüchern, die auch bis 739 zurückreichten, ist nur eines, die Sammlung des Diakons Anamot, fast vollständig erhalten, während von den beiden anderen lediglich Fragmente überliefert sind. Die Überlieferung des Domkapitels beschränkt sich dabei auf ein einziges Pergamentblatt mit insgesamt vier Eintragungen.

Vom Erzstift Salzburg sind insgesamt fünf Traditionsbücher des 10. und 11. Jahrhunderts und ein Traditionsbuch des Domkapitels vom 11. bis 13. Jahrhundert erhalten. Auch vom Hochstift Brixen sind Traditionsbücher des 10. bis 14. Jahrhunderts überliefert.

>> Diese Sammlung ist ein Teil der Sammlung "Traditionsbücher aus dem Bestand des Bayerischen Hauptstaatsarchivs" im Bestand des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns.