Die Tucher. Eine Nürnberger Patrizierfamilie

Die kürzeste Zeit ihrer Geschichte gehört die Stadt Nürnberg politisch zu Bayern – seit 1806 zum Königreich, heute als "Frankenmetropole" zum Freistaat. Die weitaus längere Zeit wurde die ehemalige Reichsstadt vom Inneren Rat und seinen darin vertretenen Kaufmannsfamilien, dem Patriziat, regiert. Diese Elite prägte seit dem Spätmittelalter als erster Stand das politische und soziale Leben Nürnbergs.

Stellvertretend für das reiche Wirken der Nürnberger Patriziergeschlechter – sei es im Stiftungswesen, in der Kunst, im Fernhandel – soll hier die Familie der Tucher stehen, die seit dem 14. Jahrhundert in der Stadt lebt. Da die Tucher einen bedeutenden Teil ihres Kunst- und Kulturbesitzes bewahren konnten, eignen sie sich besonders gut für eine exemplarische Betrachtung. Die Sammlungen der Tucher’schen Kulturstiftung verteilen sich heute auf mehrere Nürnberger Institutionen. An ausgewählten Objekten zeichnet die virtuelle Ausstellung Facetten der Familiengeschichte nach.

Im Fokus des ersten Kapitels steht die prachtvoll illuminierte Handschrift des Großen Tucherbuches aus dem Stadtarchiv als Paradebeispiel familiärer Geschichtsschreibung. Anschließend werden einige Persönlichkeiten als Auftraggeber und Stifter vorgestellt. Das folgende Kapitel widmet sich dem Schicksal des Gebäudes, in dem ein Teil der Sammlungen museal präsentiert wird: dem Tucherschloss. Weiter wird die Vielfalt patrizischer Wohnkultur anhand von Kunst und Kunsthandwerk verschiedener Gattungen beleuchtet. Das gesteigerte Repräsentationsbedürfnis der Tucher gipfelte schließlich während der Ära Linharts II. und seiner Söhne in einigen Kunstwerken, die zu den wichtigsten ihrer Gattung gehören. Briefe aus dem umfangreichen Briefarchiv Linharts zeigen dabei die persönlichen, politischen und geschäftlichen Verflechtungen auf.

Alle Objekte der Ausstellung belegen beispielhaft das hohe, adelsgleiche Selbstverständnis der Nürnberger Patrizierfamilien und deren Streben nach Gedenken über Generationen und Jahrhunderte hinaus.

Claudia Däubler-Hauschke

Über die Ausstellung

Literaturhinweise