Tucher im Porträt: Stifter, Diplomaten und Sammler

Im 15. und 16. Jahrhundert, der "Glanzzeit" Nürnbergs, erlangten die Tucher in der Reichsstadt sowohl im Handel als auch im Bereich der weltlichen und geistlichen Herrschaft hohe Funktionen. Seit ihrem Aufstieg waren sie auch als wohltätige Stifter und als Auftraggeber hochrangiger Kunstwerke präsent.

Dieses Kapitel richtet Schlaglichter auf einige bedeutende Persönlichkeiten und deren Spuren, die sie in den Sammlungen hinterließen.

Aus der Älteren Linie traten Anton I. (gest. 1476), sein Sohn Anton II. (gest. 1524) – der "pater patriae" – und sein Enkel Linhart II. (gest. 1568) hervor, die hintereinander jeweils als "Vorderster Losunger" das wichtigste Amt der Reichsstadt bekleideten. Die geistlichen Juristen Dr. Lorenz I. (gest. 1503) und Dr. Sixtus I. (gest. 1507) wurden nacheinander Pröpste bei St. Lorenz und hatten damit eines der höchsten geistlichen Ämter der Stadt inne. Die von Lorenz Tucher begründete Familienstiftung existiert bis heute.

Wichtige Mitglieder der Jüngeren Linie sind mit dem Jerusalempilger Hans VI. (gest. 1491) und seinem Bruder, dem Baumeister Endres II. (gest. 1507) Thema einer eigenen virtuellen Ausstellung.

Die Familiengeschichte ist für die Zeit nach dem Abschluss des Großen Tucherbuches im 17. Jahrhundert nur lückenhaft erforscht. Erst ab dem 19. Jahrhundert, als einige Tucher nach dem Übergang Nürnbergs an Bayern hohe Regierungs- und Ehrenämter erlangten, bieten sich wieder mehr Einblicke.

Theodor von Tucher (1838–1916), königlicher Kammerherr, führte die "Freiherrlich von Tucher'sche Brauerei" als eine der größten Brauereien Bayerns zum internationalen Erfolg. Christoph (1841–1922) machte sich als Regierungsrat in München einen Namen, sein jüngerer Bruder Heinrich (1853–1925) als Gesandter des Königreiches in den Metropolen Europas in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Beider Verdienste um das kulturhistorische Erbe ihrer Vorfahren setzte Christophs Enkel, der Jurist Dr. Hans Christoph von Tucher (1904–1968), Vorstandsmitglied der Bayerischen Vereinsbank, mit dem Wiederaufbau des Tucherschlosses nach dem Zweiten Weltkrieg fort.

Antonia Landois, Claudia Däubler-Hauschke