Tucherschloss in Trümmern! Zerstörung und Wiederaufbau

Sichtbares Zeichen der wechselhaften Nürnberger Geschichte ist das Gartenschloss der Familie Tucher in der Sebalder Altstadt. Seit 1942 stand die "Stadt der Reichsparteitage" im Fokus der alliierten Bombenattacken. Am Ende des Zweiten Weltkriegs vernichtete der Luftangriff vom 2. Januar 1945 die östliche Sebalder Altstadt fast völlig und machte etwa 100.000 Einwohner obdachlos.

Eine der betroffenen kulturhistorischen Kostbarkeiten war das Tucherschloss. Von Lorenz II. und Katharina Tucher zwischen 1533 und 1544 als repräsentatives Gartenanwesen erbaut, befand es sich durchgehend in Familienbesitz. Die einzigartige Frührenaissancearchitektur stand seit 1941 auf der "Kunstschutzliste" der besonders zu sichernden Baudenkmäler, jedoch blieben bei Kriegsende nur drei Außenmauern sowie ein Teil des charakteristischen Treppenturms stehen. Das Mobiliar und die kostbaren Kunstwerke waren noch Ende 1944 geborgen worden. Alle festen Einbauten aber wurden unrettbar zerstört.

19 Jahre lag das Schloss als Ruine brach. Seit 1950 schützte man es durch ein hölzernes Notdach und zugemauerte Fenster provisorisch vor Witterung, weiterem Verfall und Vandalismus. Die Rettung des Schlosses gelang durch den engagierten Einsatz der Familie: Der Jurist Dr. Hans Christoph von Tucher (1904–1968), Sohn des damaligen Eigentümers Heinrich von Tucher (1875–1962), versuchte seit den frühen Fünfzigerjahren, Gelder für die kostenintensive Instandsetzung einzuwerben. Er verhandelte jahrelang mit den zuständigen städtischen und staatlichen Ämtern, nutzte seine politischen Kontakte und setzte sein Privatvermögen ein.

Als Bauherr achtete er selbst darauf, dass das Schloss den überlieferten Proportionen und Raumdispositionen angeglichen und noch vorhandene Bausubstanz wiederverwendet wurde. So entstand ein stilgerecht rekonstruierter Schatz – für die damalige Zeit ein absoluter Glücksfall!

Hans Christoph von Tucher erlebte die Einweihung des Schlösschens im Oktober 1968 nicht mehr, er war unvorhergesehen im August des Jahres in London gestorben.

Ulrike Berninger